Offener Brief an die Partei „Bündnis 90/ Die Grünen“

Gastbeitrag von Eberhard von Goldammer

Sehr geehrte Damen und Herren von der Partei „Bündnis 90/ Die Grünen“:

Nachdem wir nun vor einigen Tagen mit den leeren Hülsen einer völlig entkernten politischen Partei „beglückt“ wurden, frage ich mich, was kommt eigentlich Konstruktives zum Thema „Wirtschafts-Finanz-Euro-Griechenland- … -Krise“ vonseiten der Grünen? Viel hört man da nicht! Sind sie – und mit „sie“ meine ich die Belegschaft der Grünen im Berliner Bundestag –, sind sie in der intellektuellen Midlife-Crisis angelangt, sozusagen in den intellektuellen Wechseljahren? — Das muss man fast vermuten.

Ich verstehe beispielsweise nicht, warum niemand einmal öffentlich ausspricht, dass das „Griechenland-Problem“ nicht in einigen Monaten oder in einem Jahr gelöst werden kann, und erst recht erholt sich die Volkswirtschaft in diesem Land nicht einmal so eben in einigen Monaten, ja noch nicht einmal in einem Jahr.

Da wird von Zeit zu Zeit von einem „Marshall-Plan“ gefaselt – aber niemand sagt, was das konkret bedeutet.

Was fehlt – und das kann man mit Händen greifen –, ist ein konkretes europäisches Projekt, mit dem die REAL-Wirtschaft in den südlichen Ländern – und nicht nur dort – angekurbelt werden kann, um wenigstens einen Teil des Kapitals der Finanz-Wirtschaft, das momentan nur für Spekulationen eingesetzt wird, in konkreten Sachwerten anzulegen und um damit für die südlichen Länder – von Portugal bis Griechenland – eine Möglichkeit zu schaffen, allmählich wirtschaftlich „aus dem Quark zu kommen“.

Minister Schäuble hat vor einiger Zeit „herumgemosert“, dass Griechenland doch Solarstrom exportieren möge.[1] Wenn das von den Grünen gekommen wäre, dann hätte das überzeugender geklungen. Bei Herrn Schäuble war diese (Auf-)Forderung reiner Zynismus –immerhin gehört er einer Partei an, die noch vor ca. einem halben Jahr für eine massive Verlängerung der Laufzeiten von Kernkraftwerken eingetreten ist, so dass man mit Fug und Recht daraus schließen kann, dass er zu dieser Zeit durchaus der Meinung war, dass Griechenland und andere südliche Länder Atomstrom aus Deutschland importieren sollten; – wäre man in einem Kabarett, dann könnte man darüber nur lachen – aber es ist alles viel zu ernst, um darüber noch lachen zu können – das muss ich ihnen ja wohl nicht näher begründen.

Es wird höchste Zeit, dass in dieser Debatte etwas mehr realwirtschaftliches Denken einzieht. Bisher wurde und wird im Wesentlichen alles nur von Bankern und deren Helfershelfern – wie beispielsweise dem Lobbyisten Jörg Asmussen[2] – gemanagt. Wo bleibt denn der realwirtschaftliche Sachverstand zum Beispiel der Grünen? Gibt es den überhaupt? Herr Asmussen verfügt über diesen Sachverstand jedenfalls nicht!

Lassen sie doch einfach einmal die Kosten, die ein Land wie Griechenland für die Importe von Öl, Kohle und Gas aufbringen muss, abschätzen – das kann man übrigens auch ohne ökonomische Vorbildung – wahrscheinlich ist das sogar ein Vorteil, denn Ökonomen kennen in der Regel noch nicht einmal die Bedeutung und/oder den Unterschied von KiloWatt (kW), KiloWattStunden (kWh) und KiloJoule (kJ). Kommt man von diesen Kosten los und kann darüber hinaus auch noch Energie exportieren, dann würde die Zukunft von Griechenland und aller anderen Mittelmeer-Länder (von Portugal bis Italien, und …) mit Sicherheit besser aussehen. Haben die Grünen darüber in der Vergangenheit schon nachgedacht und entsprechende Daten und Strategien für die (politische) Umsetzung eines derartigen Projektes erarbeitet, die der Öffentlichkeit bisher nur nicht bekannt gegeben wurden? Wenn das so ist, dann sollten sie diese Daten und Strategien so schnell wie möglich und so laut wie möglich öffentlich machen und zwar permanent, damit es auch alle wahrnehmen.

Machen wir nun Europa oder machen wir es nicht? Sie werden Konkurrenz bekommen – und zwar von den Piraten, die ihnen einige Wählerstimmen abnehmen werden –, wenn sie so weiter schlafen wie bisher.

[1] http://www.welt.de/wirtschaft/energie/article13442434/Schaeuble-will-Solarstrom-aus-Griechenland-kaufen.html

[2] http://www.lobbypedia.de/index.php/J%C3%B6rg_Asmussen

 

Mit freundlichen Grüßen,

Eberhard von Goldammer

—–

Nachträgliche Anmerkung:

1) Durch einen Zufall habe ich heute aus der Online-Presse (www.krone.at) erfahren, was ihre Partei eigentlich auf die Palme bringen sollte. Auch hier hätte ich längst lautstarken Protest seitens der (deutschen!) Grünen erwartet – aber vielleicht war der Protest nur so leise, dass ich ihn nicht hören konnte; – oder ist ihnen das alles vielleicht schon egal?

Gesetzliche Finte soll Atomausstieg in EU sabotieren: Die AKW-Lobby gibt nicht auf – und hat in Brüssel offenbar weiter mächtige Verbündete. Wie jetzt durchgesickert ist, plant EU-Energiekommissar Günther Oettinger bei einem Ministerratstreffen am kommenden Dienstag eine Überrumpelungsaktion. Mit einer gesetzlichen Finte unter Berufung auf die europäische Versorgungssicherheit soll der Atomausstieg sabotiert werden. …“

 

Wenn das so stimmt, wie es von der österreichischen Online-Zeitung berichtet wird, dann kann das ja nur heißen, dass die Kanzlerin davon informiert war und ist. Nun ja, man muss nur ihre Biografie gelesen haben, dann braucht man sich darüber auch nicht mehr zu wundern.

2) Wenn sie mir überhaupt antworten, dann können sie dies auf dem Blog „Nick Haflinger“ tun. Dort werde ich diesen Brief als Gastbeitrag unterbringen, zumal der Betreiber dieses Blogs ein Mitglied der Piratenpartei ist. Vielleicht interessieren sich die Piraten zukünftig etwas mehr für Europa als die etablierten Parteien im deutschen Bundestag.

5 Gedanken zu „Offener Brief an die Partei „Bündnis 90/ Die Grünen“

  • 23. Oktober 2011 um 18:39 Uhr
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    Lieber Herr Dethloff,
    leider komme ich erst heute dazu Ihnen zu antworten.

    Die Abschaffung des Zinses wird in der Gesellschaft und der Wirtschaftsordnung, in der wir heute leben, kaum erfolgen. Es wäre ja schon ein Fortschritt, wenn wenigstens an den Hochschulen eine andere Ökonomie gelehrt würde als die so genannte Mainstream-Version, wie sie drastisch von Wolfram Elsner in seinem Vortrag „Wirtschaftswissenschaften – Realität – Politik: Der Beitrag des ökonomischen Mainstream zum Kasino-, Krisen- und Katastrophen-Kapitalismus – und Perspektiven der heterodoxen Ökonomik“ beschrieben wurde:
    http://paecon.hallowiki.de/hallowelt/security/secureImage.php?f=/5/5e/Elsner.pdf

    Siehe dazu auch die Homepage des Arbeitskreises Postautistische Ökonomie (PAEcon):
    http://paecon.hallowiki.de/index.php/Hauptseite

    Was nun die Zinsproblematik anbelangt, so könnte in Griechenland durchaus einiges realisiert werden, wenn man dem Beispiel der Schweiz folgt und eine Bank gründet, wie sie dort seit den 30er Jahren des vorigen Jahrhundert unter dem Namen WIR-Bank existiert:
    http://de.wikipedia.org/wiki/WIR_Bank

    Interessant in diesem Kontext sind auch Überlegungen – die nicht von Mainstream-Ökonomen kommen(!) –, nämlich in Griechenland die Drachme als Zweitwährung einzuführen. Ob sich das allerdings umsetzen lässt, wird davon abhängen, wie stark sich die Banken und mit ihnen, die schon erwähnten (hirnlosen) Mainstream-Ökonomen durchsetzen werden. Zu diesem Thema siehe:
    http://www.heise.de/tp/artikel/35/35677/1.html
    und die dort angegebene Literatur.

    Alles das führt aber nicht an den von mir eingeforderten europäischen Projekten vorbei, denn das hätte neben wirtschaftlichen auch politische Bedeutung, denn wie soll jemals eine europäische Solidarität entstehen, wenn man nur über die Medien mit mehr schlechtem als rechtem Krisenmanagement konfrontiert wird.

    Hier noch eine kleine Anmerkung zu dem Begriff „Mainstream-Ökonomen“:
    Ich habe mir am Dienstag (23.10.11) einen Vortrag von einem jener Mainstream-Ökonomen (Bert Rürup) über das Thema „Der Euro: Auslaufmodell oder eine neue Weltwährung?“ angehört:
    http://www.dortmund.de/de/freizeit_und_kultur/veranstaltungskalender/event.jsp?eid=152732

    In dem Vortrag wurde das dargeboten, was man ohnehin aus den Medien kennt – neue Gedanken waren nicht dabei. Das ist sozusagen ein geschlossener Kreislauf: Die Wirtschaftsjournalisten haben bei diesen Leuten, also den Mainstream-Ökonomen, studiert und letztere berichten was ihre Schüler aufgrund ihrer Ausbildung in den Medien interpretierend dann folgerichtig von sich geben (absondern). Und nun kommen Leute wie Sie – und das meine ich jetzt nicht böse – und wollen die Zinsen abschaffen, da kann ich nur schmunzeln — J

    Auch in der nach dem (oben erwähnten) Vortrag sich anschließenden Diskussion kam nichts Neues zu Tage. Interessant waren lediglich die negativen Äußerungen zur wirtschaftlichen Lage in Griechenland, die – so die Meinung des Vortragenden sowie einige seiner Kollegen im Auditorium – außer Tourismus und Olivenöl nichts wirtschaftlich Exportfähiges vorweisen könne. Auf die Frage eines anwesenden Kollegen an den Vortragenden, wo er denn heute sein Geld anlegen würde, war die Antwort: In Staatsanleihen von Norwegen und/oder Australien. – Die Begründung des Vortragenden war, dass diese Länder – im Gegensatz zu Griechenland – einen soliden Haushalt haben, da sie Rohstoffe (sprich: Energieträger wie Gas, Öl in Norwegen bzw. Kohle in Australien) verkaufen können.

    Ich erwähne dies, weil es zeigt, dass die Dummheit unter den Mainstream-Ökonomen nahezu grenzenlos zu sein scheint, denn auf Idee, dass auch Griechenland über derartige Ressourcen verfügt – nämlich die Sonne – auf diese einfache Idee kam keiner. Aber da befinden sich diese Mainstream-Ökonomen in bester Gesellschaft, denn auch die Grünen haben mir auf meinen offenen Brief bisher auf keine meiner Frage eine entsprechende Antwort gegeben – so ist das eben.

    Viele Grüße
    Eberhard von Goldammer

  • 12. Oktober 2011 um 07:51 Uhr
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    Hallo Idahoe, hallo Herr Prof. Dr. Goldammer,

    ich zitiere von Idahoe: „Geld ist nur eine Wirkung, es KANN KEINE Ursache sein. Wenn Geld keine Ursache ist, ist Freigeld auch keine Lösung.“

    Dem ersten Satz stimme ich zu. Aus der Richtigkeit des ersten Satzes folgt aber nicht die Richtigkeit des zweiten Satzes. Ich erkläre kurz.

    Geld inklusive des Zinseszins ist eine Wirkung auf die Ursache, dass Menschen dem Paradigma des „immer höher, immer schneller, immer weiter“ erlegen sind. Des Weiteren sind die Menschen Effizienzoptimierer. Sie möchten sehr viel mit sehr wenig Aufwand erreichen. Da passt doch die Lösung „Geld inklusive Zinseszins“ prima ins Konzept. Wir merken allerdings nicht, was wir mit diesem oben beschriebenen Paradigma anrichten. Dieses muss überdacht werden. So kommt man zu der Lösung des Freigeldes, welches übrigens auch in der Historie bereits öfter erfolgreich umgesetzt wurde, dann aber wieder eingerissen wurde, weil sich einige wenige Menschen, nicht mehr im Vorteil sahen. Sie können sich sicherlich vorstellen, wen ich meine. Das waren die Bankiers und alle anderen Menschen, die vom Finanzsystem bevorteilt waren.

    Ich sage damit nicht, dass Freigeld die einzige Lösung ist. Ich möchte hier nur eine tiefer gehende Diskussion zu dem Thema Wirtschaftskrise anregen. Ganz egal, ob wir einem Rettungsschirm für Griechenland umsetzen oder nicht, wir betreiben ausschließlich Symptombekämpfung.

    Ich bin der festen Überzeugung, das der Zineszins abzuschaffen ist. Die Umsetzung des Freigelds hat es bewiesen. Langfristig aber nur dann, wenn die Lobby des Finanzsystems durchbrochen werden kann.

    Wir müssen an die tiefliegenden Ursachen der Wirtschaftskrise angreifen, um diese zu lösen. Alles andere bleibt Zeitverschwendung.

    Zu vergleichen ist das vielleicht damit, ob wir diskutieren, in welchen Abständen wir einem Alkoholkranken Alkohol verabreichen. Kurzfristig fühlt der Alkoholkranke sich wahrscheinlich wohl, mittel- und langfristig verschlechtern wir mit diesen Maßnahmen, egal ob er täglich oder wöchentlich Alkohol bekommt, seinen Zustand. Wir helfen ihm nicht.

    Beste Grüße,
    Conny Dethloff

  • 4. Oktober 2011 um 16:22 Uhr
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    Lieber Herr Dethloff,
    die Zinsproblematik, die Sie ansprechen, geht ein wenig an dem vorbei, was ich mit meinem offenen Brief an die Grünen beabsichtigt hatte. Auch wenn diese Thematik noch so interessant ist, stellt sich doch die Frage, ob man Zinsen überhaupt völlig abschaffen kann. Das kann ich momentan gar nicht beantworten – ich bezweifle es; für Zinseszins mag das anders aussehen. Jedenfalls kann man mit Sicherheit sagen, dass in dem heutigen Wirtschaftssystem die Zinsen nicht abgeschafft werden (können) und schon gar nicht national und auch nicht auf europäischer Ebene. Den Griechen würde es momentan übrigens auch nicht mehr helfen, denn die gehen an den Folgen der Operation durch die gottbegnadeten Mainstream-Ökonomen gerade ein – frei nach dem Motto „Operation gelungen, Patient tot“.
    *
    —–
    Einschub:
    Für alle diejenigen, die sich für die Problematik der Zinsen und der Casino-Finanzwirtschaft interessieren, möchte ich auf den Beitrag „Zins“ bei Wikipedia verweisen und beispielsweise auf die Artikel von Harald Wozniewski, bei dem man dann weitere Links zum Thema findet:
    http://www.meudalismus.dr-wo.de/html/zins_und_wachstumszwang.htm
    Auch der Crashkurs von Chris Martenson hinweisen über die Casino-Wirtschaft ist – falls man ihn noch nicht angesehen hat – sehr interessant und lehrreich:
    http://www.chrismartenson.com//crashcourse/deutsch
    ——
    *
    Nun möchte ich an meinen offenen Brief an die Grünen, die übrigens für das Ausmaß des Finanzdesaster mitverantwortlich sind (siehe dazu den Bericht des Landesverbandes der Bayern Partei: http://landesverband.bayernpartei.de/2011/drei-jahre-lehman-pleite (*)) wieder anknüpfen und die Antwort, die ich von der Pressestelle der Grünen auf meinen offenen Brief vom 21.09.11 noch am selben Tag erhalten habe, hier der Öffentlichkeit bekannt geben.

    * * *
    —Antwort der Pressestelle der Partei „Bündnis 90 / Die Grünen“—

    „… vielen Dank für Ihre Nachricht.

    Trotz seiner wirtschaftlichen und finanziellen Probleme ist es ja nicht so, dass Griechenland nun unmündig geworden oder seine staatliche Souveränität aufgegeben hätte. Wenn sich Griechenland dazu entschließt, den Sektor der Erneuerbaren Energien auszubauen und Öko-Strom ins europäische Ausland zu exportieren, würden wir dies natürlich ausdrücklich begrüßen. Eine stärkere Förderung Erneuerbarer Energien ist aber eine Entscheidung, die wir nicht für das griechische Parlament treffen können. Wir können nur dort Hilfe anbieten, wo uns Hilfe möglich ist.

    Ansatzpunkte sehen wir z.B. in der Modernisierung des griechischen Steuersystems, wo wir mit eigenen ExpertInnen vor Ort helfen könnten. Dies würde letztlich die Steuereinnahmen des griechischen Staates erhöhen und so auch Investitionen seitens Staates in die griechische Wirtschaft ermöglichen.

    Weitere Informationen zum Thema Griechenland und Euro können Sie übrigens hier finden:
    http://www.gruene.de/einzelansicht/artikel/fatale-oekonomische-folgen.html
    http://www.gruene-bundestag.de/cms/euro/dok/390/390764.fragen_und_antworten_zur_eurokrise-seite~3.html

    Wir hoffen, dass wir Ihnen mit dieser Auskunft weiterhelfen konnten. Für Rückfragen stehen wir gern zur Verfügung.“
    —– Ende der Antwort von „B’90/Die Grünen“—–
    * * *

    Auf meine Erwiderung vom 21.09.11 habe ich dann keine Antwort mehr erhalten. Meine Erwiderung möchte ich der Vollständigkeit halber auch in diesem Blog mitteilen:
    *
    —Erwiderung an die Pressestelle der Partei „B’90/Die Grünen“—

    „… vielen Dank für Ihre prompte Reaktion.
    Allerdings scheinen wir aneinander vorbei zu diskutieren.

    Ich habe nirgends bezweifelt, dass in Griechenland ein funktionierendes Steuersystem eingeführt werden muss. Auch ist es völlig klar, dass der gesamte Beamtenapparat, der dort viel zu üppig ist, radikal reduziert werden muss und so weiter und so fort. Das kann man überall lesen. –

    Man sollte einmal zur Kenntnis nehmen, dass alle diese Probleme seit Jahren – um nicht zu sagen seit Jahrzehnten – jedem bekannt sein müssten, der Kontakte nach Griechenland hat, und Kontakte nach Griechenland und anderen europäischen Ländern hat nur jemand, der ein aktiver Europäer ist.

    Nur unsere Politiker – und dazu zähle ich mittlerweile auch die Grünen, die man spätestens seit der Rot/Grünen-Koalition zu den etablierten Parteien zählen muss – haben diese Probleme ganz offensichtlich nie gesehen oder nicht sehen wollen. Spätestens seit der Euro-Einführung musste das allen bekannt sein, denn es gab viele warnende Stimmen.

    Wer macht eigentlich Europa-Politik? Doch nicht etwa diese schlaffe Brüssler Clique unter dem Polit-Weichling José Manuel Barroso. Den hat man zum Präsidenten der EU-Kommission gewählt, um dort eine möglichst schwache Person zu haben; – ich zitiere dabei nur sinngemäß den Altbundeskanzler Helmut Schmidt.

    Warum erwähne ich das?

    Weil die nationalen Politiker durchaus mitverantwortlich sind für das Dilemma in Griechenland aber auch für die Probleme in Irland usw. Auch in Irland wurden von Firmen, die noch europäische Fördergelder bekommen haben(!), kaum Steuern abverlangt. Aber alle haben gejubelt, dass dort die Wirtschaft boomt – großartig! – Bis dann der Finanzcrash kam, da brach das Kartenhaus in sich zusammen. Wo war vorher Brüssel, wo waren die nationalen Politiker, die das ja auch wissen konnten – schließlich leben auch die in Europa, oder irre ich mich da?

    Ich bekomme täglich duzende von Mails – auch und gerade aus dem angloamerikanischen Raum – die einen wirtschaftlichen Kollaps in Griechenland vorhersagen, wenn alle die Sparmaßnahmen auf einen Schlag – sozusagen in einem Crashkurs – durchgeführt werden, wie das jetzt von den Griechen abverlangt wird. In einem Crashkurs lassen sich diese Problem jedoch nicht lösen, denn auf was soll denn Steuer erhoben und eingezogen werden, wenn der Crashkurs zum Crash der gesamten Volkswirtschaft führt – haben Sie dafür eine Antwort?

    Ich habe mich in meiner Mail nur darüber gewundert, wie wenig die Grünen europäisch denken und Ihre Antwort ist eine Bestätigung meiner Beobachtung. Die Grünen sind eben auch nur Sonntagsredner wenn es um Europa geht – wie alle anderen Politiker der etablierten Parteien auch.

    Ich habe nicht davon gesprochen, dass man Griechenland bevormunden soll. Ich habe auch nicht davon gesprochen, dass Griechenland aus eigener Leistung eine Energiewende durchführen soll – vielleicht sollten Sie einmal Herrn Schäuble fragen, wie er sich das alles konkret vorgestellt hat, besonders vor dem Hintergrund des 180-Grad-Wendemanövers in Sachen Laufzeitverlängerung der Kernenergie.

    Ich habe von einem europäischen Projekt gesprochen, das nicht vom Himmel fällt, dessen Initiierung man auch nicht von einem Herrn Barroso erwarten kann, dafür ist er viel zu schwach – da müssen schon die Grünen die Initiative in die Hand nehmen. Entweder ist das mit meiner Mail nicht rüber gekommen oder Sie haben es nicht verstanden.

    Zu einem Punkt haben Sie gar nichts gesagt, nämlich zu den Plänen von Herrn Oettinger – das verwundert mich etwas.

    Ich verweise einmal auf einen Wirtschaftkurs von Chris Martenson – das ist ein Crashkurs(!) – den man kennen sollte: http://www.chrismartenson.com//crashcourse/deutsch

    Ich vermisse bei allen etablierten Parteien europäisches Denken und Handeln – das kann ich nach Ihrer Mail nur noch einmal betonen. Würde es das geben, dann hätten wir nicht das Griechenland-Problem und möglicherweise morgen oder übermorgen das Italien-Problem.“

    —–Ende der Erwiderung an die Pressestelle der Partei „B’90/Die Grünen“
    * * *

    Fazit: Die Grünen kann man halt auch nicht mehr wählen, die sind einfach zu satt, zu bräsig geworden.

  • 3. Oktober 2011 um 20:14 Uhr
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    @Conny Dethloff

    Umverteilung gab/gibt es auch ohne das heutige Geldsystem.
    Das Denken ist bereits zu konkret. Geld ist eine sozio-kulturelle Erfindung. Daraus folgt:
    Geld ist nur eine Wirkung, es KANN KEINE Ursache sein.

    Wenn Geld keine Ursache ist, ist Freigeld auch keine Lösung.

    Die richtigen Fragen, die sich stellen lauten unter anderem:
    Zu welchem Zweck verwenden wir Geld? Nur zum Tausch?
    Welche Funktionen, außer Aufbewahrung, hat Geld noch?

    Gruß vom Gesell in mir (ein Teil des Ganzen)

  • 28. September 2011 um 22:02 Uhr
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    Auch das realwirtschaftliche Denken wird nicht helfen, das Problem in welchem wir uns derzeit befinden, zu lösen. Ich rede nicht davon wann das Problem gelöst wird, sondern ob es überhaupt gelöst werden kann. Ich denke: NEIN, jedenfalls nicht in dem Zinsparadigma, in dem wir uns derzeit befinden. Das möchte ich kurz begründen.

    Die Realwirtschaft unterliegt dem Zinsstress der Finanzwirtschaft. Die Finanzwirtschaft wächst auf Grund des Zinseszinseffektes exponentiell. Die Realwirtschaft kann, wenn überhaupt, nur in den Anfangsjahren einer Volkswirtschaft, siehe China, exponentiell wachsen. Danach bestenfalls linear. Das bedeutet also, wir haben mit unserem Geldsystem ein System geschaffen, in dem die Reichen immer reicher und in der Anzahl geringer werden und die Armen immer ärmer und in der Anzahl immer mehr werden. Das bedeutet, wir reden längst nicht mehr über eine Finanzkrise, sondern über eine Gesellschaftskrise. Auswirkungen sind an den Unruhen in England, Griechenland, Spanien oder in den nordafrikanischen Staaten unübersehbar.

    Es geht also darum eine Alternative zum Geld zu finden. Ein Ansatzpunkt ist das Freigeld, in dem der Fakt reflektiert wird, dass Geld nur dann ein adäquates Tauschmittel für Waren sein kann, wenn es einem ähnlichen Wertverfall unterlegen ist wie die Waren selber. Alle reden über das Ankurbeln der Volkswirtschaften. Dabei liegt es doch so nahe, dass auf Grund des Faktes der Wertvermehrung des Geldes durch Zinsen keine Maßnahmen helfen können.

    Details dazu können gerne hier: http://blog-conny-dethloff.de/?p=576 oder hier: http://blog-conny-dethloff.de/?p=529

    Denkerische Grüße,
    Conny Dethloff

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