In seinem SciFi-Roman „Der Schockwellenreiter“ aus dem Jahr 1975 präsentiert der britische Autor John Brunner (1934 – 1995) ein scheinbar paradoxes Bild, das möglicherweise als Leitlinie, als grobe Orientierung für eine generelle Vorgehensweise mit den Problemen unserer Zeit dienen kann und das ich daher nicht vorenthalten möchte. Vielleicht fällt jemand dazu ja weiteres Konstruktives ein, dann hat sich dieser Beitrag schon gelohnt. Hauptperson dieses Romans ist übrigens ein Hacker namens Nick H. 😉
Brunner spricht von Verlangsamung, vom Abbremsen, um schneller zu werden.
Das Bild ist das Bild eines Satelliten, der im Orbit um die Erde kreist. Um in eine tiefere Umlaufbahn, d.h. näher an den Planeten zu gelangen, muss abgebremst werden, damit erhöhen sich aber seine Umlauf-, d.h. seine Winkel- und seine Bahngeschwindigkeit. Er wird also schneller … (Jaja, Physik-Nerds meckern jetzt vielleicht, aber das ist mir scheißegal. Man sollte zwischen Metapher und Analogie unterscheiden können. Schließlich sind wir hier nicht bei Big Bang Theory.)
Vielleicht sollten wir also, die wir um diverse politische, kulturelle und auch technische Probleme kreisen, abbremsen, um näher an das Problem und mögliche Lösungen heranzukommen, abbremsen, um schneller zu werden.
Den Vorstoß zum Kern eines Problems macht Brunner selbst vor – und sei es nur auf literarisch-poetische Weise, er findet deutliche Worte.
„Wenn es ein Phänomen wie das absolute Böse überhaupt gibt, dann besteht es darin, einen Menschen wie ein Ding zu behandeln.“ John Brunner
oder …
„Es sind diese entsetzlich tüchtigen Leute, die mit ihren präzise funktionierenden Fischgehirnen Menschen auf Stückgut, auf Menschenmaterial, auf Zahlenkombinationen reduzieren, um sie in den Griff zu bekommen, um sie als numerische Größen in ihren Kalkülen handhaben zu können.“ John Brunner
„Der Roman „Der Schockwellenreiter“ zeigt … was geschehen kann, wenn dieser elektronische Perfektionismus erreicht ist. Dann bedarf es nur noch einer Regierung, die politisch unter Druck gerät und korrupt und skrupellos genug ist, schrankenlos von diesem Machtmittel Gebrauch zu machen. Dieses Mittels durch einen genialen Hacker beraubt, fällt auch einer demokratisch gewählten Regierung nichts anderes ein als einem Gangstersyndikat: brutale Gewalt.“ Klappentext Roman
Irgendwelche Assoziationen irgendjemand?
Wir sehen uns in Abgrundsdorf.
Schönen Sonntag noch,
Nick H. aka Joachim Paul
Erst einmal – ein gut zu lesender, sofort einleuchtender Text. Assoziationen hatte ich die Menge – sind aber gedanklich noch nicht sortiert.
Auf jeden Fall für mich ein Gewinn: Der einleitende Buchtipp – Danke!
Meine Assoziation: Die Piratenpartei. Da geht es schnell darum, andere Parteien mit Worten wie skrupellos, machtbesessen, schrankenlos zu bedenken. Untereinander wirken allerdings die selben Mechanismen. Es fällt uns leicht, Machtmissbrauch und Gewaltbereitschaft – sei es nonverbal oder verbal – zu dulden, wenn sie nicht von der Polizei oder der Regierung ausgeht. Das ist der falsche Weg. Das ist sehr schade und macht mich sehr traurig. Danke für Deinen Beitrag.