Zwischenruf aus dem Maschinenkeller der Digitalisierung

Kritische Anmerkungen zu Schule und Digitalisierung, zur Bertelsmann-Stiftung, zur Digitalisierungskritik, hier das Bündnis für humane Bildung

~20min Lesezeit

Rücken Sie bitte ein Stück zur Seite, hier unten wird gearbeitet. Oder besser, machen Sie doch gleich woanders Ihr Geschäft ….

Ich arbeite im Keller. Und irgendwo über mir schwebt die öffentliche Debatte um das Themenfeld Bildung, Schule, Digitalisierung. Ebenso wie ich arbeiten viele andere engagierte Menschen daran, unser Bildungssystem besser zu machen, es fit zu machen für die Zukunft, die – in allen gesellschaftlichen Bereichen – wesentlich durch Informationstechnologien und Digitales mitbestimmt sein wird.

Was ich mache, ich bin einer von zwei operativen Chefs des größten Onlinedienstes für die Bereitstellung von digitalen Bildungsmedien in Deutschland. Der Mediendienst EDMOND NRW versorgt alle allgemein- und berufsbildenden Schulen in NRW – zusammen etwa 6.500 Schulen – mit digitalem Content zu allen Unterrichtsfächern. Solche Mediendienste sowie weitere Bildungsserver gibt es in allen 16 Bundesländern, betrieben von der öffentlichen Hand, von Ländern, Kommunen und Kommunalverbänden. Ungefähr seit der Jahrtausendwende, also schon eine ganze Weile.

Viele meiner medienpädagogisch arbeitenden Kolleginnen und Kollegen sind auch Mitglieder der GMK, der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur, die sich dadurch auszeichnet, dass zu den Veränderungen gemeinsam konstruktiv kritische und differenzierte Ansätze und Standpunkte sowie politische Forderungen entwickelt werden.

Und erst Dienstag kehrte ich zurück vom Halbjahrestreffen einer bundesweiten Facharbeitsgruppe, die sich seit den 90ern mit Fragen der Dokumentation und Distribution von Bildungsmedien auseinandersetzt.

Aber eigentlich gibt es uns gar nicht. Zumindest in den sogenannten Leitmedien. Unsereins wird äußerst selten mal zu Podiumsdiskussionen eingeladen und schon gar nicht in die einschlägigen Polit-Talkshows im TV. Und zwar weil die Bereitschaft zu polarisieren bei uns sehr selten ist. Das passt nicht in die Dramaturgie solcher Talkrunden und Podien.

Wir sind Medienpädagogen und Digitalmaschinisten, Kanalarbeiter in den medialen Kellern der Bildungseinrichtungen. Und wir verändern die Welt – im Auftrag der öffentlichen Hand und nach geltender Gesetzeslage.

Wenn ich könnte, wenn ich dürfte, ja wenn ich denn mal eingeladen würde, ich könnte reihenweise virtuelle Ohrfeigen verteilen. Sachlich und wissenschaftlich begründet, gern auch mal polemisch, aber immer mit beißender Rhetorik. Und zwar in drei Richtungen.

Erstens, mir blutet das Herz ob der Ahnungslosigkeit mancher „Fach“-PolitikerInnen. Die lassen sich von diversen Verbänden und Interessengruppen die Ohren vollpusten mit digitalem Marketinggequatsche. Drei Punkt Null, Vier Punkt Null, Fünf Punkt Null. Und reden selten bis gar nicht mit den eigentlichen Betroffenen.

Zweitens könnte ich vor Wut aus der Hose springen ob des Hirnchen waschenden Agenda-Settings durch z.B. die Bertelsmann-Stiftung.

Dort wird mit einer schon bewundernswerten Ausdauer und dem Bewusstsein eine – wie auch immer geartete – „Elite“ zu sein, die es grundsätzlich besser weiß, seit Jahrzehnten neoliberale Ideologie-Injektion betrieben.

Und die Injektionsnadeln zeigen auf die politischen Gremien. Sie sind meist mit „wissenschaftliche Studie“ verschleiert, „Ideologie“ steht nicht drauf. Parallel dazu werden diese Studien von einschlägigen Medien – die nicht selten eine Nähe zum Konzern, zur Bertelsmann SE & Co KgaA, aufweisen – kräftig orchestriert.

„Wie eine Studie der Bertelsmann-Stiftung sagt“ – wo ich ergänzen würde – Null Null Fünf mit der Lizenz zum Klugscheißen. Oder besser: Ideologie scheißen, denn klug ist das nie, allenfalls klug gemacht. Im Sinne neoliberaler Zielvorstellungen.

In der Folge wird die öffentliche Debatte schön eingegrenzt von den Agenda-Leitplanken, die die Stiftung gesetzt hat. Und im akustischen Backing der Debatte säuselt ein Chor mehr oder weniger leise die Themen von Privatisierung und Ökonomisierung – in der Bildung. In der Absicht, dass sich diese hintenrum in die Hirnchen schleichen.

An anderer Stelle – aber zeitlich passend – werden dann seitens des Mutterkonzerns oder seiner vielen Töchter Dienstleistungsangebote an die öffentliche Hand gemacht.

Und da die Stiftung 76,9% des Kapitals des Konzerns hält und den Status der Gemeinnützigkeit besitzt, werden kräftig Steuern gespart. Eine steuerbefreite unternehmensverbundene Reformwerkstatt, die operativ arbeitet, d.h. selbst ihre Themen setzt. Mit der Lizenz zur Politikbeeinflussung.

Und die nicht gezahlten Steuergelder fehlen dann, z.B. bei der Ausstattung von Schulen, WLANs, kaputte Toiletten, etc.

Ja und dann gibt es noch die Digitalisierungskritiker. Wichtige Impulse und Positionen in der gesellschaftlichen Debatte um die Bildung von Morgen. Sollte man meinen.

Denn drittens beteiligt sich eine relativ laute Stimme der Digitalisierungskritik an profaner Polarisierung und überdeckt damit differenziertere Standpunkte – das Bündnis für humane Bildung. Hier versammelt sich ein illustrer Kreis von respektablen Persönlichkeiten, meist aus universitären Kontexten.

Ich möchte diesen Personen beileibe keine Elfenbeinturm-Mentalität unterstellen, doch für einige, nicht alle, steht fest, die waren nie im Keller. Zumindest erwecken sie den Eindruck. Oder der Keller interessiert einfach nicht.

Sprecher des Bündnisses ist Ralf Lankau, Hochschullehrer in Offenburg. Er bemüht sich wiederholt, in seinen Texten und Vorträgen eine breitere Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass er nicht nur von Kybernetik nichts versteht, sondern noch nicht einmal weiß, was dieser Begriff überhaupt bedeutet.

Ich glaube ihm. Matthias Burchardt, Uni Köln, tutet leider in dasselbe Horn.

Im Juni hatte ich eine Begegnung der dritten Art mit Lankau. Er hielt einen Vortrag auf einer Veranstaltung der GEW. Ich schrieb darüber.

Seitdem nenne ich mich übrigens ganz offensiv auch „Kybernetiker“. Und das fühlt sich wirklich gut an. In Deutschland gibt es diesen Abschluss zwar nicht, aber ich habe in Physik diplomiert im Fachbereich Biophysik. Und promoviert habe ich an einer medizinischen Fakultät – über Irgendwas mit neuronalen Netzen. Und die werden ja – wieder – zur Kybernetik gerechnet. Also kann ich mich – mit einigem Recht – Kybernetiker nennen. Und arbeiten tue ich auch noch als Medienpädagoge! Da muss ich ja schon mit dem Leibhaftigen im Bunde sein – und das zudem im Keller, im Kanal, im Untergrund! Buuuh!

Denn nach Lankau vertritt die Kybernetik ein deterministisches Menschenbild, steckt mit dem Behaviorismus unter einer Decke und hat das Ziel, ganze Gesellschaften zu steuern und zu manipulieren.

„Bis heute setzt das kybernetische Denken Kommunikation als Signalübertragung (bzw. Nachrichtenübermittlung) gleich mit Mensch und Gesellschaft als steuerbaren Maschinen. Es findet sich in Kommunikationsmodellen der Nachrichtentechniker Shannon und Weaver ebenso wie bei den Behavioristen mit ihren Input-Output-Systemen (I-O-S) oder dem »programmierten Lernen«, das unterstellt, man könne das Lernen von Menschen programmieren und steuern wie Maschinen.“

[Ralf Lankau, Kein Mensch lernt digital, Weinheim, Basel 2017, S.48]

Unfassbar. Das ist ein so großes Durcheinander, dass es kaum lohnt, das aufzudröseln.

Und Matthias Burchardt von der Uni Köln spricht von der monströsen Präsenz digitaler Endgeräte in unseren U-Bahnen. Smartphones als Menschen kontrollierende „kybernetische Exoparasiten“.

[Anmerkung für Philosophie-Interessierte: Und im Hintergrund klappert leise und rhythmisch Heideggers Ge-Stell, gell?]

Auf meinem Weg zu und von der Arbeit fahre ich täglich S-Bahn und Bus. Und ich sehe Menschen, die Musik hören und Menschen, die lesen, auf Smartphones und Ebook-Readern. Und fast ebensoviele in Büchern, teilweise sehr dicken Büchern, Magazinen und Zeitungen. Aus Papier.

Aber vielleicht ist meine Wahrnehmung ja nicht so selektiv. Oder anders selektiv. Der polnische Aphoristiker Stanislaw Jerzy Lec schrieb einmal: „Den Blick in die Welt kann man auch mit der Zeitung versperren.“

Yep. Tue ich auch oft. Zeitung lesen morgens in der S-Bahn. Auf dem Smartphone. Das stört den Sitznachbarn nicht so. Beim Aufklappen einer Papierzeitung wie z.B. dem großformatigen Wochenblatt DIE ZEIT wäre das wohl anders. Mein Ellbogen in des Nachbarn Rippen. Oder so.

Achja, die Mediengeschichte. Ein weiteres Mitglied des Bündnisses ist der Neurologe Manfred Spitzer. Ein gefeierter Guru der Digitalisierungskritik. Wie das so ist mit Gurus, die haben meist ein Label und ein Geschäftsmodell.

Bei den Indern war das die Erleuchtung, als Trainingsprogramm für westliche Sinnsucher und westliche Dollars, bei Spitzer die Digitale Demenz, analog auf Papier und für Euros.

Lankau sagt, es gibt keine digitale Bildung, Spitzer sagt, es gibt digitale Demenz.

Öhm, ja. Wenn Lankau recht hat, hat Spitzer unrecht. Oder umgekehrt.

Ich sage, Lankau hat recht. Der „Begriff“ „digitale Bildung“ hindert uns. Am Begreifen. Er liefert weder einen Erkenntnis- noch einen Bezeichner-Gewinn. Es ist einfach nur ein riesiger sprachlicher Unfall.

Davon gibt es so einige. Die neuronalen Netze, die als Simulationsalgorithmen auf Rechnern laufen, müssten eigentlich neuromorphe Netze heißen. Denn die neuronalen Netze sind eigentlich biologische Netze und in unseren Köpfen.

Aber egal, solche sprachlichen Verkürzungsunfälle ziehen sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte. [Und wurden nicht selten zum Gründungsakt für ganze „Religionen“ und Ideologien.]

Ähm, wo war ich, ach ja, Mediengeschichte. Manfed Spitzer zeichnet vor allem eins aus, eine völlig ahistorische und damit auch unwissenschaftliche Betrachtungsweise. Wie er dazu kommt, weiß ich nicht, er soll ja mal Philosophie studiert haben. Dort lernt man sowas jedenfalls nicht.

Denn die zu ihrer Zeit jeweils neuen Medien – und Geräte – waren immer des Teufels. Die Geschichte weiß das.

Ob aber Spitzer weiß, dass er sich in guter, ja in geradezu erlesener Gesellschaft befindet? Platon, Shakespeare? Platon kritisierte die Schrift als das Gedächtnis schädigend! Wir wissen das aber nur, weil er das aufgeschrieben hat! Shakespeare kritisierte den Buchdruck, warum, habe ich gerade keinen Bock zu schreiben, das kann aber bei McLuhan nachgeschlagen werden. [1]

Spitzer vergleicht gerne die Synapsen und auch das ganze Gehirn mit einem Muskel, der zu trainieren ist. Der Vergleich hinkt. Gewaltig. Muskeln können ruhen, das Gehirn arbeitet immer, sogar im Schlaf. Das schließt aber nicht aus, dass man es auch trainieren kann.

Das werden unsere Ahnen auch gemacht haben. Beim Produzieren von Faustkeilen, die eine Hand schlägt mit einem Stein, die andere hält einen Stein, haben wir uns wahrscheinlich zu Einhändern, bzw. Rechtshändern gemacht. Ohne es zu wollen.

Wir haben uns immer – mit Technik, mit Medien – selber umgebaut. Das gehört zum Wesen des Menschen. In gewisser Weise sind wir unsere Technik.

Zurück zur Schule.

Julia Behrens ist bei der Bertelsmann-Stiftung verantwortlich für den Monitor Digitale Bildung, der letztes Mal kurz vor der Bundestagswahl erschien, mit Blick auf die über den Digitalpakt angekündigten „Wanka-Milliarden“. Ich schrieb dazu.

Und auch der Spiegel. Die LehrerInnen seien Digitalmuffel hieß es dort. Was eine Unverschämtheit ist.

In einem Video auf der WebSite der Stiftung spricht sie von „Wildwuchs“ und behauptet, dass die Auswahl von Digitalen Medien für Schule schwierig sei, hilfreich wäre – Konjunktiv! – so Frau Behrens „zum Beispiel eine Plattform mit qualitätsgesichertem Material“.

Also das ist schon frech. Anders als bei Lankau, dem ich da „zugute“ halten muss, dass er nicht in den Keller geht und auch sonst nicht recherchiert, gehe ich davon aus, dass Frau Behrens sehr genau weiß, dass es schon lange Länderplattformen für die Bereitstellung von digitalen Medien für Schule gibt und dass das Land Baden-Württemberg seit Jahren eine Kommission besitzt, die diese Medien fachlich und didaktisch begutachtet.

Ich werde darauf noch zurückkommen. Aber schauen wir uns mal die Forderungen des Bündnisses für humane Bildung genauer an. Da gibt es Kritik am schon erwähnten Digitalpakt im Verbund mit einem Forderungskatalog.

Die Schulen sollen sich abkoppeln vom Netz und sich selbst vernetzen, forderte Lankau auf seinem Vortrag am 07.06.2017 auf den Einwurf eines Lehrers hin, der fragte, was er denn tun solle, wenn er im Unterricht mit digitalen Medien arbeiten will.

Wie gesagt, Lankau war nie im Keller, sonst würde er wissen, dass es diese Vernetzungen schon lange gibt, und zwar betrieben von der öffentlichen Hand.

Und Frau Behrens leugnet diese Plattformen, weil, das unterstelle ich jetzt mal, der B-Konzern es in Zukunft selbst machen will, Konzepte dafür schon längst in der Schublade hat. Sonst hätte er sich ja nicht beim US-Anbieter Udacity eingekauft.

Hier mal die Forderungen der Gründer des Bündnisses für humane Bildung zur Fragestellung „Welche (Hoch)-Schulen wollen wir?“:

1. Schulen und Hochschulen in Deutschland sind Bildungseinrichtungen in humanistischer und demokratischer Tradition. Sie sind vom Menschen her zu denken, nicht von technischen Systemen und deren Entwicklungszyklen. Nötig sind mehr Lehrkräfte, Mentoren, Tutoren, nicht Hardware.

Ach, wo zielt das hin, und wer will das im Ernst bestreiten? Für mehr Lehrkräfte sind wir doch alle, oder? Weiter oben warf ich Spitzer eine ahistorische Betrachtungsweise vor. Diese spiegelt sich auch hier in der 1. Forderung des Bündnisses.

Denn wie sieht‘s mit der Vergangenheit unserer Schulen aus? Wir kommen aus, bzw. leben noch in einer gesellschaftlich-ökonomischen Formation, die man die Industriegesellschaft oder den industriellen Kapitalismus nennt. Und die sich verändert hin zu einem Etwas, für das wir noch keinen richtigen Namen haben, das aber oft hoffnungsvoll als Informations- und Wissenschaftsgesellschaft bezeichnet wird.

Mit nur ein wenig Überlegung lässt sich feststellen, dass das alte deutsche dreigliedrige Schulsystem der Industriegesellschaft hervorragend angepasst war. Wie Vilém Flusser scharf bemerkte, waren die Hauptschulen dafür da, diejenigen Menschen auszubilden, die die Maschinen bedienen, die Realschulen bildeten Diejenigen aus, die die Maschinen reparieren und die Gymnasien waren zuständig für die Ausbildung Derjenigen, die Maschinen konstruieren.[2]

Hat mal jemand aus dem Bündnis die Vergangenheit unseres Schulsystems, seine Geschichte kritisch in den Blick genommen? Offensichtlich nicht, denn dann wäre aufgefallen, dass trotz dieser zweckgebundenen Ausrichtung des Schulsystems genügend Lehrkräfte den Menschen, den Schüler, die Schülerin im Blick hatten und einen gut Teil Bildung, humanistische Bildung, Bildung als Selbstzweck und nicht als bloße ökonomische Notwendigkeit vermittelt haben. Zumindest an meinem Gymnasium war das so. Mit allen Imponderabilien, die so eine Schulzeit mit sich bringt ;-), denn ideal ist nix. Und Verwerfungen gab es auch. Ohne Zweifel.

Aber jetzt wird der Teufel des bloßen ökonomischen Zwecks an die Wand gemalt. Dass die kybernetische Steuerung – allein diese Wortkombination schillert zwischen Pleonasmus und Oxymoron – ganzer Gesellschaften das Ziel sein soll.

Mir drängt sich der Gedanke auf, dass in dieser Befürchtung der Kritiker aus dem Bündnis ein ebenso schlechtes Menschenbild steckt wie in denjenigen, die vielleicht im Silicon Valley und ganz sicher bei der NSA solche feuchten Steuerungsträume von Gesellschaften haben. Man pflegt dasselbe Menschenbild.

Ohne mich.

Weiter zur Forderung Zwei:

2. Medien und Medientechnik im Unterricht sind Werkzeuge im pädagogischen bzw. (fach-)didaktischen Kontext. Es sind mögliche Hilfsmittel, um Unterricht und Lernen zu unterstützen. Über den sinnvollen Einsatz von Lehrmedien entscheiden Lehrkräfte aufgrund ihrer Ausbildung und gemäß dem Grundrecht der Lehr- und Methodenfreiheit selbst.

Eine nette Forderung. Tun sie das wirklich? In der Praxis? Dürfen sie das? Also wir verwenden hier in unserer Schule das Mathe-Buch xyz, und ob Sie das Scheiße finden, interessiert uns nicht. So ist es doch, oder? Dass sich mit Hilfe digitaler Medien die Wahlfreiheit der Inhalte vielleicht auch erhöhen könnte, darauf kommen die Kritiker nicht.

Die Nummer 3:

3. Weder Lehrkräfte noch Schülerinnen oder Schüler dürfen verpflichtet werden, Geräte der Medien- bzw. Unterhaltungselektronik wie Tablets, Smartphones u.ä. im Unterricht einzusetzen. Jedes Kind muss ohne Nutzung elektronischer Geräte am Unterricht teilnehmen und Hausaufgaben machen können, ohne benachteiligt zu werden.

Aber ihre Tochter ist natürlich verpflichtet, jedes Mal, wenn sie Latein hat, das 1kg schwere Lateinwörterbuch mit in die Schule zu bringen, also 3mal die Woche. Liebe Leute, das ist jetzt echt kein Scherz. Ich habe neulich im Bus eine junge Frau gefragt, was sie da in der Hand hält – es war nicht das Smartphone – kicher – und ob sie das jedes Mal mitnehmen muss. [Ok, früher gab‘s auch Kinderarbeit, da haben die Kohlen geschleppt.]

Und hier die 4.

4. Daten von und zwischen Schulen und Schülern dürfen weder aufgezeichnet noch für Lernprofile ausgewertet werden. Schülerinnen und Schüler sind juristisch minderjährige Schutzbefohlene, deren Daten nach deutschem Recht geschützt werden müssen. Hier besteht gesetzgeberischer Nachholbedarf noch vor technischen Konzepten.

Ja, einverstanden. Aber der öffentliche Dienst macht das schon eine ganze Weile – entsprechend der Gesetzeslage. Kein Grund, auf uns einzuschlagen. Ich kenne unsere Logfiles.

Aber schauen wir uns doch mal den sogenannten Nachmittagsmarkt des Lernens an, da gibt‘s so Einiges im Netz. Z.B. der Cornelsen-Verlag betreibt eine Lernplattform, die Lerncoachies.

Dort zahlen die Eltern eine Netflix vergleichbare monatliche Gebühr und Töchterchen oder Söhnchen darf dann mit bunten Apps zusätzlich zur Schule lernen. Und das Lernverhalten wird getrackt. Ein Vorläufer der kommenden „learning analytics“. Schaut einfach mal in die Datenschutzerklärung des Verlags. Fallen Jemand die Lücken auf?

Hat das Bündnis da schon mal kritisiert?

Die Nummer Fünf.

5. Bildschirmmedien sind aus Sicht von Kinderärzten, Kognitionswissenschaftlern, Vertretern der Medienwirkungsforschung und der Pädagogik in den ersten Schuljahren nicht lernförderlich. Daher müssen KiTas und Grundschulen in der direkten pädagogischen Arbeit IT-frei bleiben.

Ja klar. Und die Kinderzimmer zuhause sind ja eh schon vollgestopft mit Elektronik. Da wird dann gedaddelt, sorry, nur gedaddelt. Andere Einsatzmöglichkeiten lernen die Kiddies nicht, weil in der Schule soll‘s ja verboten sein. Was Hänschen nicht lernt …

Tolle Idee, wirklich. Hoffentlich bricht dieser bewahrpädagogische Zeigefinger irgendwann mal ab. Wegen Versteifung.

Und die 6.

6. Die entscheidende Medienkompetenz für Bildungschancen wie -gerechtigkeit sind die Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen. Investitionen in diese Kulturtechniken und eine intensive Leseförderung sind für Bildungsbiografien nachhaltig und emanzipatorisch.

Ja. Das stimmt. Aber das hin-und-her-Übersetzen aus und in Bildsprachen, Filmsprachen vernachlässigen wir dann. Und das Reflektieren darüber. So bleiben unsere medienverstümmelten Kinder dann schön manipulierbar. Auch Drehbücher werden immer noch geschrieben.

Und irgendwie wird in diesen Forderungen im Subtext der Eindruck vermittelt, als ginge es um eine Entweder-Oder-Frage. Leute, geht mal in den Keller, äh, in die Schule. Da wird nach wie vor gebastelt und geklebt. Und neuerdings dampfen auch die Lötkolben und der 3D-Drucker brummt.

Also ich habe keine Sorge, dass z.B. die Haptik verloren geht. Die ist übrigens eminent wichtig gerade für mathematisches Verständnis.

Und hier die 7.

7. Medientechnik im Unterricht ist immer aus pädagogischer Perspektive zu hinterfragen und zu beurteilen: ob und ggf. wann sie altersangemessen eingesetzt werden kann, nicht muss.

Gut. Und welche Lehrkraft tut das nicht? Ich kenne keine. Und ich war neulich noch in einer SCHILF – als Dozent. Ohh, ok, SCHILF = schulinterne Lehrerfortbidung.

Lankau schlägt übrigens gern auf das Hasso-Plattner-Institut ein. Dort wurde in einem Modellprojekt mit 30 Schulen, ein LMS, ein Lernmanagementsystem, eine sogennannte Schulcloud entwickelt. Wer will, kann sich das bei github runterladen. Die Kanzlerin hatte das mehrfach erwähnt. Bundesschulcloud und so. Wanka-Milliarden.

Diese Schulcloud wird nie kommen, bundesweit. Weil es dazu schon lange Länderinitiativen gibt. Und weil das ein universitärer Modellversuch ist. Wenig praxistauglich, schon aus Datenschutzgründen.

Vielleicht sollten Lankau und Merkel mal gemeinsam in den Keller gehen. Obwohl, Merkel muss das nicht. Sie braucht nur bessere „Einflüsterer“.

Und nicht die von der Bertelsmann-Stiftung. Die Bertelsmann-Stiftung braucht kein Mensch. Allerdings brauchen wir die verloren gegangenen Steuergelder. Und zwar für unser Bildungssystem.

Und was wir auch nicht brauchen, ist diese Entweder-Oder-Logik aus den Forderungen des Bündnisses. Dies ist schlecht und das ist gut. Leute, schlagt mal nach unter Tetralemma, Catuscoti oder Urteilsvierkant.

Entweder – Oder – Sowohl-als-auch – Weder Noch. Dann klappt‘s auch mit den Neuronen.

Es geht im Grunde nur um Macht, um Lobbyismus, um die durchgedrehte Idee des Neoliberalismus.
Und um die Verteilungsfrage. Vor allem darauf muss sich Kritik besinnen – und nicht nach Schraubenziehern schlagen. Wirkliches kybernetisches Denken wäre da hilfreich.

Ich gehe dann mal wieder in den Keller, weitermachen und die Welt umbauen.

Euch einen schönen dritten Advent. Trotzdem.

Herzlich, Nick H. aka Joachim Paul

 

Quellen, sofern nicht verlinkt

[1] McLuhan, H. Marshall: Die Gutenberg-Galaxis – Das Ende des Buchzeitalters. München 1995

[2] Flusser, Vilém; Unsere Schule, aus: Nachgeschichte, S. 109-114, Frankfurt a.M., 1997, Deutsche Erstveröffentlichung (leicht gekürzt) in: Vilém Flusser, Nachgeschichten. Essays, Vorträge, Glossen, hrsg. Volker Rapsch, Düsseldorf 1990 (Bollmann Verlag);
Geschrieben 1981, Veröffentlichung der portugiesischen Fassung unter dem Titel  „Pós-história“ 1982 bei Duas Cidades, São Paulo

 

 

4 Gedanken zu „Zwischenruf aus dem Maschinenkeller der Digitalisierung

  • 10. Januar 2020 um 07:44 Uhr
    Permalink

    Wider den Zynismus der digitalen Alternativlosigkeit – Es soll ein Recht auf ein analoges Leben geben!

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    mit dem folgenden Anliegen möchte ich mich als Privatperson an Sie wenden, und dabei zunächst für mich selbst sprechen, obwohl dies gewiß auch das Anliegen immer noch sehr vieler Menschen im Lande ist:
    Ich wünsche die Sicherung eines Rechtes auf ein analoges Leben, und die Unterbindung der fortschreitenden Diskriminierung von Offlinern und Analogikern
    1) im öffentlichen Raum; durch gezielte und politisch geförderte Medienkampagnen zur Bestimmung der Digitalisierung sämtlicher Lebensbereiche als einzig alternativlos mögliche Definition von Fortschritt// durch eine schleichende Aushungerung des Briefpostwesens// Verächtlichmachung und Kriminalisierung von Bargeldverkehr, z.T. Abschaffung von Barzahlungsmöglichkeit (Hinweis: der weitaus größte Schadensumfang bei Wirtschaftsverbrechen ist auf bargeldlose Geschäfte zurückzuführen, u.a. Bitcoin-Zahlung im sog. ‚Darknet’. Die größten Betrüger im Finanzsektor sind gewiß nicht die Bank-Privatkunden, noch nicht einmal dann, wenn sie alle zusammengenommen betrachtet würden, gegenüber den global-playern auf dem Börsenparkett, wo gleichfalls nicht in Kupfercentstücken verrechnet wird. Man richte hier die Aufmerksamkeit auf den virtuellen Handel von Zertifikaten und Spekulation mit Optionen auf Verluste und Pleiten, und Wetten um das Lebensglück des größten Teils der Menschheit)
    2) der öffentlichen Verwaltung; durch Umstellung auf Online-Formulardienst, Einschränkung von persönlichen Sprech- und Schalterzeiten, Abschaffung von analogen Kontaktmöglichkeiten, Hängen in Warteschleifen weil die Callcenter-Stellen gestrichen werden// Verlust von Intimität persönlicher Daten durch zunehmende digitale Verlagerung und Vernetzung jeder Lebensäußerung; Speicherung und Weitergabe an Dritte jedes Arztganges und Medizin-/Therapie-Rezeptes, mit dem verlogenen Argument ‚im Dienste der Wissenschaft’; Kontokarten und Personalausweis mit Funk-Chipfunktion erlauben unbemerkt berührungsfreies Auslesen von Daten, die im vollem Umfang dem Eigner selbst nicht offen liegen => Erstellung lückenloser Bewegungsprofile und Verhaltensmusterabgleiche möglich; neben illegitimen Amtshandlungen (Vorratsdatenspeicherung) zudem Vollverwertung im privaten Datenhandel für den Bürger, Klienten, Kunden, Patienten unnachprüfbar
    3) im Bildungswesen und Arbeitswelt; durch Verlagerung von Wissensquellen auf digitale Plattformen, die ohne Anmelde-Registrierung o. Smartphone-Applikation nicht mehr barrierefrei zugänglich sind; durch Zwang zum fortgesetzten Upgrading der persönlichen Computeranwendungen wegen zunehmender Inkompatibilität (ohne die freiwillig unter Zwang gewährte Annahme von Cookies, zum User-Tracking, und Penetration durch virale Java-Applets, läßt sich kaum mehr irgendeine Web-Site ohne Störungen aufrufen). Verlagerung der Kommunikationswege auf Instagram, Twitter, WhatsApp, Facebook, etc.; Zwang zur dauernden Erreichbarkeit über E-Post und Mobilphon; Bevorzugung von Onlinebewerbungen; Googelisierung und Wikipediatisierung des Informationswesens; Durchsetzung der Sprache mit Begriffen der Kybernetik und AI.
    Substitut des personalen Gegenübers durch androide Interface-Strukturen, wie ‚Alexa‘ und ‚Siri‘ = effektiv mögliche Raumabhörung, situative und soziale Umgebungsspionage
    4) Familie, Erziehung, und Persönlichkeitsbildung; Untergrabung des elterlichen Sorgerechts u. Pflicht durch nahezu schrankenlose Verfügbarkeit von freien WLAN-Netzen, die sämtliche digitalen Sicherungsmaßnahmen am Heimcomputer ad absurdum führen. Es ist kaum möglich selbst Kindern den Zugriff auf Smart-Gerätschaften zu unterbinden; jedwede Lebensäußerungen der Jugendlichen werden auf den virtuellen Raum projiziert (die perfide Strategie dabei: Kinder und Jugendliche sind ein immenses geschäftliches Potential für die Digital-Industrie)// kaum einzudämmender Zugang zu monströsen Gewaltdarstellungen und menschenverachtender Pornographie schon in Kinder- und Jugendzimmern über das omnipotente Dauer-Internet// Manipulation der Wahrnehmung und Gedächtnisleistung von jungen Menschen über Bildschirm-Unterhaltung// Mind-Control-Taktiken aufgrund suggestiver Bild- und Klangsequenzen in viralen Online-Werbebotschaften, politischen Kampagnen und tendenziöser Berichterstattung (gezielte Setzung von pos./neg. Gefühlen, Verkehrung von Werteschemata, Kanalisierung moralischer Affekte auf opportune Themen; Löschung u. Neusetzung von Erinnerungen durch Vermischung von künstlichen dramaturgischen Lektionen in Wiederholungsschleifen mit eigenen Erfahrungen, die ihrerseits durch das digitale Weltnetz kommentiert, verwertet und schließlich entwertet werden)
    Bem.: der berühmte ‚Familienausflug’ auf analogen Wanderwegen als „Alternativ-Unternehmung“ bei Teenagern so beliebt wie Tofu und Karotte für die Schulpause – solche Erziehungsratgeber sind eine zynische Verarsche über die realen Verhältnisse in den Durchschnitts-Familien (perfide Strategie: gewollte Heranzucht von digitalen Prekariat, über digitale Vorbilder leicht zu lenken, medial leicht zu manipulieren, für politisch opportune Initiativen bequem zu instrumentalisieren, unkritisch gegenüber dem Verlust von realen Freiheitswerten – die in der nächsten Generation schließlich schon noch nicht mal mehr vermißt werden).
    Während dem Meister seines Handwerks nicht das Zertifikat seiner Qualifikation gegönnt wird, würde er im digital automatisierten Industriebetrieb allenfalls öde Maschinenüberwachungsfunktionen zufallen. Die Entfremdung des Menschen von seinem Werk erfolgt in exponentieller Geschwindigkeit, die jede gesellschaftspolitische Reaktion überfordern und zuletzt unmöglich machen wird. Abqualifiziert und sinnentleert kann „Arbeit 4.0“ unmöglich ein würdiger Teil des menschlichen Daseins werden (darüber können auch nicht Weiterbildungsmaßnahmen in Programmiersprachen hinweg trösten). Die Forderung des Lebenslangen Lernens wird aus dem Munde der Digital-Lobby zum blanken Zynismus der entmenschsten Produktivität. Sofern nicht Produktion durch Menschen für Menschen Wertschätzung erährt, bedeutet digitalisierte Produktivität allein eine zirkelhafte Selbstbezüglichkeit der Mittel, die sich die Zweckhaftigkeit angeeignet haben. Im Strudel der technoiden Beschleunigungsspirale verschwindet jeder kulturelle Form- und Gestaltwille in einem veritablen Nichts. Wir fallen letztlich der Ideologie eines digitalen Nihilismus anheim.
    Die Auslöschung des Reellen durch das Virtuelle hinterläßt eine Leere des rein Potentiellen eines unendlichen Möglichkeitsraumes, der das Existenzielle durch die unendliche Null vollkommen ersetzt.
    Wir fordern, daß die Gelder, die in die Forschung zum Einsatz von Robotern in der Pflege von Menschen gesteckt werden, den lebendigen Pflegekräften ausgezahlt werden, die als Menschen, Menschen menschlich betreuen (würde mit Kranken und Alten wieder mehr kommuniziert werden, bräuchte man den internationalen Digital-Katalog der Demenzerkrankungen nicht jährlich um mehrere Erscheinungsformen zu erweitern).
    Der Digitalismus ist die epochale Seuche, die einst zu einer gesellschaftlich-kulturellen Kollektiv-Demenz sonder Grades führen wird!
    5) Konsequenzen der Einbindung des Menschen in das ‚Internet der Dinge’:
    Auslieferung der deutschen Wirtschaftsinteressen an die Konzernstrategien der G5-Technologie (zum Hauptanteil das chinesische Digitalimperium Huawei), und Verrat der informationellen Selbstbestimmung an die künftige effektive Verknüpfung von Personalcomputern, Mobilfunk, und Überwachungskameras im öffentlichen Raum, Datenerfassung und –verwertung aus Verifikationssystemen in Industrie und Handel; schrankenlose Möglichkeiten der Kombination des bargeldlosen Zahlungsverkehrs mit Meldebehörden und Datenregister der Sicherheitsbehörden; unnachvollziehbare Querverweise bei Identitätsregistrierungen in sozialen Medien; Kontrolle der Mobilität durch autonome Fahrzeuge und E-Mobile, sowie aus Verkehrswege-Mautsystemen.
    Insgesamt bereitet sich hier die nahezu allumfassende Infrastruktur einer sog. Industrie 4.0 vor, die nichts weniger als die Etablierung einer digitalen Diktatur beddeutet. Bedingt durch die Erhöhung des Drucks und der Beschleunigung, wird inerhalb einer vollvernetzten Gesellschaftsodnung ein ökonomisches und soziales ‚Wohlverhaltens’ erzwungen werden, dessen exekutives Vehikel auf Basis einer ‚künstlichen Intelligenz’ (KI) funktionieren wird, die uns im Wortsinne ‚auf das Fell rückt’ und ‚unter die Haut’. Als unverhohlenes Vorbild hat BK. Angela Merkel bereits China gerühmt, das auf diesem Gebiet Avantgarde ist. Dort werden in vielen Kommunen die Bürger bereits mit einem digitalen Punkte-Konto der ‚Vertrauenswürdigkeit’ beaufschlagt, das seine Bewertungen aus deren öffentlichen und privaten(!) Verhalten über den Abgleich der reichlich erfaßbaren Datenspuren ermittelt. Die Algorithmen hierfür, unterliegen ohne Zwang zur Legitimation einzig der Willkür der Konzerne, sie entziehen sich dabei letztlich neben dem Adressaten und Opfern, auch der Nachprüfbarkeit durch den politischen Auftraggeber. Deren Ziel ist trotz der offenkundigen Gefahren für ihren eigenen Fortbestand die Installierung eines digitalen Überwachungsstaates (unter der chin. Bezeichnung „Himmelsnetz“), indem jede Lebensäußerung bis hin zur Gesichtserkennung erfaßt und ausgewertet werden kann.

    Um meiner Bitte an Sie das kaum zu ignorierende Gewicht von hunderttausenden von Unterschriften nachzureichen (noch dazu vielleicht online), fehlt mir letztlich die Kraft. Einen Packen Zettel mit krakeligen Unterschriften, gestehen Sie es ein, würden Sie ohnedies kaum näher würdigen. Bisher erhalte ich jedoch die Bestätigung nahezu jeder Person meines Bekanntenkreises, und würde dies mit Sicherheit auch von jedem Menschen meiner Vorgängergeneration. Wer online gehen möchte, sollte dies uneingeschränkt dürfen, aber für welche okkulten Interessen welcher fremdbestimmenden Macht soll Alles und Jedes, von der Wiege bis zur Bahre digitalisiert werden? Was gestern freie Wahl schien, ist heute schon unausgesprochener Zwang, und ab morgen ist dann jeder analog-kultureller Widerspruch existenzgefährdend. Bitte helfen Sie, dem vorzubeugen, indem Sie das Recht auf ein analoges Leben ebenso festschreiben lassen, wie das auf religiöse Freizügigkeit und sexuell diverse Orientierung.
    Gestützt auf die moralische Autorität einer wahrhaftigen Menschlichkeit, die sich gegen die Einflußnahme durch die sog. ‚Künstliche Intelligenz’ verwahren möchte, würde ich Sie dringend bitten, mein Anliegen (und nicht nur meines) vor die zuständigen Ausschüsse zu tragen. Veranlassen oder bewirken Sie, soweit in Ihrer Befugnis stehend, einen Gesetzesentwurf zur Aufhebung der Diskriminierung analoger Menschen. Analog zur divers-sexuellen Orientierung, ist zu behaupten: Analogie ist keine Krankheit!
    Wir wollen nicht, daß jeder Huster von uns gespeichert und von Unternehmen in aller Welt vernetzt, und in den digitalen Adressenhandel eingespeist wird. Wir wollen keine Überwachung unserer Pulsfrequenz und Schlafzeiten, unseres ökologisch verantwortlich gesunden Lebenswandels. Wir wollen nicht daß die Daten vom Familienkummer beim Jugendamt mit den Krankheits-Fehlzeiten vom Arbeitsplatz multipliziert werden, damit anschließend das Finanzamt drüber die Quadratwurzel ziehen kann; und der Vermieter das Durchschnittalter meiner Lebensabschnittspartner vom Stromzähler ablesen kann, um das Ergebnis in die Lieferstatistik von Amazon einfließen zu lassen, weil er dafür ein paar Bitcoin-Provisionen verbucht kriegt.
    Wir wollen vor unsere Namen kein www. setzen müssen, um in der Welt bestehen zu können.
    Wir verweigern das Malzeichen des Tieres, ohne das man irgendwann weder was kaufen noch verkaufen können wird. Wir wollen am Ort noch reale Geschäfte vorfinden und betreiben können, wenn sie auch nicht den ‚Vorteil’ der Onlinebestellung bieten. Wir wollen nicht länger unser Leben dienstlich und privat vor Bildschirmen verdämmern müssen, um dasselbe überhaupt noch alltagskompetent bestreiten zu können. Wir wollen bei Beratung, Kauf und Umtausch von Waren, beim Bezahlen und Beschweren, bei Lob und Tadel, Bitte und Danke – auch weiterhin noch mit echten Menschen Umgang pflegen dürfen.
    Wir haben als analoge Lebensform ein Naturrecht auf ein selbstbestimmtes Leben in Echt, und unser Gegenüber soll es auch sein!
    Die Weichen zum Skynet-Szenario wie beim Terminator werden jetzt schon gestellt! Denn eines ist mal klar: In der Schönheit der volldigitalierten Welt wird es der Mensch selbst sein, der als das schädliche Virus im System elimimiert werden wird.

    Liebe Grüße, Euere Anna

  • 19. Dezember 2017 um 18:59 Uhr
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    Ok, wie dem auch sei, http://www.edmond-nrw.de ist ein qualitätsgesichertes Angebot. Ich habe da aktuell nicht den Überblick, aber wie sieht’s denn aus mit der Qualität der Physik-Schulbücher?
    Bestes, JP

  • 19. Dezember 2017 um 16:59 Uhr
    Permalink

    Wenn das, was auf den Landesbildungsservern bereitgestellt wird, aktuell nach Qualität (inhaltlich und didaktisch) bewertet und gefiltert werden würde, dann bliebe z.B. in Physik fast nichts mehr übrig…
    Von daher wäre aus meiner Sicht ein Portal für qualitätsgesicherte, aktuelle Materialien schon nicht verkehrt.

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