He Leute, wir haben zur Zeit nur ein faires Mittel gegen absolute Macht: Humor! Gebt sie der Lächerlichkeit preis! Weltweit! Macht mit ihnen genau das, was sie ihren Schiedsrichtern zumuten. Bringt Spruchbänder in die Stadien!
Es ist grotesk.
Mit Vehemenz weigerten sich die FIFA-Verantwortlichen vor der WM in Südafrika, den Videobeweis und den Chip im Ball als Hilfsmittel für Schiedsrichterentscheidungen zuzulassen. Die Folge, eine krasse Ansammlung von Fehlentscheidungen, ein vom Schiedsrichter, jedoch nicht von der Welt übersehenes Handspiel im Vorrundenspiel Brasilien – Elfenbeinküste, ein Abseitstor im Achtelfinale Argentinien – Mexiko – und das Lampard-Tor, das Bloemfontein-Tor im Achtelfinale Deutschland – England, um nur drei Beispiele von vielen zu nennen. (Ok, liebe Engländer, das Bloemfontein-Tor hätte nichts an eurer historischen Niederlage geändert, so kann es nur Teil 1 der Rache für Wembley ’66 sein. Teil 2 kann ja noch folgen … irgendwann …)
Die Argumentation der Gegner technischer Hilfsmittel ist ein einziges Zeugnis geistiger Armut. Es würde den Spielen ihre Dramen und ihre Emotionen nehmen, hört man da. Der Fehlentscheid, die ungerechte Entscheidung wird also dadurch nachträglich geadelt, dass man – weltweit – drüber spricht und sich ärgert. Selbst der Spiritus rector und Prototyp des deutschen TV-Fußballexperten, Günter Netzer, spricht sich gegen die technischen Hilfsmittel aus, Fußball muss Drama bleiben, sagt er, wir würden dem Fußball seine Seele nehmen. Als ob die Seele des Spiels allein aus den Anekdoten darüber besteht. Armer Fußball, arme Fans. Ganz anders hört sich das bei Olli Kahn, dem Schweizer Ex-Schiedsrichter Urs Meier oder aktiven Spielern wie Miroslav Klose an. Sie sprechen sich deutlich für den Videobeweis oder den Chip im Ball aus.
Aber niemand scheint zu fragen, was wir durch die technischen Hilfsmittel erhalten können. Wir hätten die Möglichkeit, zumindest bei internationalen Turnieren, dem Spiel eine neue Qualität zu geben. Denn selbstredend wird sich das Spiel durch den Einsatz der technisch-medialen Möglichkeiten verändern, wie die Beispiele Hockey und Eishockey eindrucksvoll zeigen. Und auch die menschliche Fähigkeit, Geschichten und Anekdoten zu kreieren, wird, da nun die offensichtliche Heuchelei nicht mehr zur Verfügung steht, neue Ziele und Projektionsflächen rund um den Fußball und das Spiel erzeugen. Was, wenn auf einmal mehr über das Spiel selbst als über Fehlentscheidungen geredet wird? Schaden tät’s nicht.
Wir Menschen nutzen Technik nicht nur, wir sind unsere Technik. Technik ist Bestandteil der Conditio humana. Warum nicht auch im Fußball? Schluß mit der Heuchelei. Schluß mit dem Schiedsrichter-Leid, bis ans Lebensende als Volldepp dazustehen, aufgrund einer vor den Augen der Welt getroffenen falschen Sekundenentscheidung.
Zeigen wir’s den FIFA-Offiziellen. Es kann doch gut sein, dass der ein oder andere Vorstand technische Hilfsmittel braucht, damit beim Vorstand – zumindest physisch – noch was vorsteht. Im Privatesten des Privaten mag er auf technische Hilfen nicht verzichten, in der allergrößten möglichen Öffentlichkeit jedoch, bei den Millionen Zuschauern der Fußball-WM in Südafrika, soll Technik, die längst omnipräsent ist, nicht zur Anwendung kommen?
Fordern wir von der FIFA die totale Konsequenz ein. Schluß mit technischen Hilfsmitteln, kein Videobeweis, kein VIAGRA für FIFA-Vorstände!
Nick H.