Politiker, Unvollkommenheiten und Abhängigkeiten – Wir brauchen mehr direkte Demokratie

Gastbeitrag von Heinz-Josef Bontrup

bereits mehrfach veröffentlicht an anderen Orten, 26.07.2024
[Hervorhebungen, Einrückungen, Fett- und Kursivsetzungen von Zitaten und Textteilen durch den Herausgeber mit Genehmigung des Autors.]

>Download PDF<

Heinz-Josef Bontrup
Heinz-Josef Bontrup

Die parlamentarische (indirekte) Demokratie ist in vielen Ländern gefährdet. Wir haben längst „postdemokratische Zustände“, so der britische Politikwissenschaftler Colin Crouch, und der deutsche Philosoph Jürgen Habermas spricht von einer „Fassadendemokratie“. Die Menschen wenden sich ab. Es entsteht Politikverdrossenheit. Das Vertrauen in die Demokratie schwindet seit der letzten Bundestagswahl 2021 besonders rapide, stellt in einer jüngsten repräsentativen Umfrage die Körber-Stiftung fest. Wähler gehen nicht mehr wählen. Die größte „Partei“ bei Wahlen sind heute die Nichtwähler. Die derzeitige „Ampel-Regierung“, bestehend aus SPD, Bündnis90/Die Grünen und FDP, ist, bezogen auf die Wahlberechtigten, nur von 49,5 Prozent, also knapp der Hälfte der Bürger und Bürgerinnen gewählt worden. Die Menschen durchschauen immer mehr eine Politik, die nicht für die Mehrheit der Menschen gemacht wird, was aber die eigentliche Aufgabe von Demokratie wäre, sondern für eine kleine Schicht von Profiteuren in der Gesellschaft, wovon die meisten ihren Reichtum geerbt und die anderen sich die Arbeits- bzw. Mehrwerte durch Ausbeutung der Arbeitskräfte angeeignet haben. Auf der anderen Seite leiden gut 16 Prozent der deutschen Bevölkerung unter Armut und jedes fünfte Kind hat arme Eltern. Nicht nur die schon lange ausgegrenzten gesellschaftlichen Ränder – Soziologen sprechen von einer „Externalisierung“ –, sondern selbst der Mittelstand fühlt sich mittlerweile von der jeweils herrschenden Politik bedroht.

Bedrohungen empfinden aber auch immer mehr Politiker und Politikerinnen, die regelmäßig vom Volk gewählt und auf Zeit mit dem staatlichen Gewaltmonopol ausgestattet werden. Politiker werden körperlich angegriffen und ermordet.

Mehr lesen

Eberhard von Goldammer (1941 – 2024) – persönlicher Nachruf

(geb. 06.03.1941 in Halle (Saale), – verstorben 27.05.2024 in Herne)

Transdisziplinarität – Komplexität – Selbstreferenz

von Joachim Paul

Wie anfangen?

Eberhard von Goldammer, Vortrag bei der Gesellschaft für Kybernetik am 29.10.2010 // Foto aus Video: Oliver Bandel

>Download als PDF<

Vollständige Bibliographie

Den Beitrag widme ich meinem Doktorvater und langjährigen Freund, Prof. em. Dr. Eberhard von Goldammer und seiner Familie, seinen Freundinnen und Freunden, Kolleginnen und Kollegen.

Es ist mir ein persönliches Bedürfnis, diesen Nachruf zu schreiben, denn ich habe dem Verstorbenen sowohl fachlich-wissenschaftlich als auch als Mensch viel zu verdanken. Aber wo anfangen? So nach und nach realisiert sich aus den Erinnerungen heraus ein Bewusstsein für die Bedeutung des Verstorbenen für die Menschen in seiner Umgebung – und für mich.

Bei Eberhard von Goldammer blicken wir zurück auf ein reiches, erfülltes Leben, in dem zwei Zuschreibungen besonders hervortraten, erstens der Familienmensch und zweitens der Wissenschaftler. Familiäres gehört in die Privatheit der Familie, darüber hinaus verdient sein wissenschaftliches und menschliches Wirken auch eine öffentliche Würdigung.

Mehr lesen

vordenker news August 2020

Liebe Vordenkerinnen, liebe Vordenker,

Dieses Mal gibts Lesens-, Schauens- und Hörenswertes von Bierter, Kronthaler, Thomas und Burckhardt ….

Hegel mit Studenten, Lithographie F. Kugler, Quelle: wikipedia

Nicht so ganz nebenbei bemerkt jährt sich heute Hegels Geburtstag zum 250sten Mal. Richtig, der Hegel, der G.W.F.!

Spielt das eine Rolle? Ja. Denn es passt.

Wie Gotthard Günther in seinen Gesprächen mit Claus Baldus, „Phaidros und das Segelflugzeug – Von der Architektonik der Vernunft zur technischen Utopie“ mit Seitenhieben gegen die in den 80ern zeitgenössische Philosophie, die analytische Philosophie und im Besonderen gegenüber Philosophen, die bei Kant stehengeblieben seien, bemerkt: Mehr lesen

Verarscht worden wir sind …

eine Randbemerkung zu Star Wars
– oder –
Dualismus vs. Komplexität
(keine Spoilergefahr, ehrlich!)

starrwarslogo250Auch ich habe über die Feiertage die Gelegenheit genutzt und mit meinen Lieben „Das Erwachen der Macht“, den aktuell siebten Teil der Star Wars Saga im Kino angesehen, purer Dualismus in 3D. Damit habe ich ebenfalls einen klitzekleinen Beitrag dazu geleistet, dass das neueste Machwerk der von George Lucas erfundenen Serie zu einem absoluten Kassenschlager wurde. Sicher werde ich mir die noch ausstehenden zwei Folgen 8 und 9 ebenfalls ansehen – man muss ja mitreden können.

Eine Perry Rhodan NEO-Verfilmung wäre mir lieber gewesen – aber ich mag halt – wie so viele – die Bilder und Szenen, geschrottete Raumschiffe, bekloppte Roboter, usw. Obwohl es eigentlich eher Fantasy ist als Science Fiction.
Beim Stöbern im Netz stolperte ich über eine Info, die mir neu war. Lucas soll Mehr lesen

Rethinking Leibniz – Transhumanismus in der Dekonstruktion

Es folgt der gesamte Beitrag – vorab die bibliographischen Daten plus Bezugsquelle des Buches

jbpaed2014_400Rethinking Leibniz –
Transhumanismus
in der Dekonstruktion

in: Kluge, Sven; Lohmann, Ingrid; Steffens, Gerd (Red.) –
Jahrbuch für Pädagogik 2014
– Menschenverbesserung
– Transhumanismus,
Jahrbuch für Pädagogik (Band 29),
Verlag Peter Lang, Frankfurt a.M., Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2014.
393 S.,  S. 191-204

Zusammenfassung: Der Beitrag versucht, die in einem Pro-und-kontra-Schema ge­fangene Debatte um das Verhältnis zwischen Humanismus und Transhumanismus zu dekonstruieren durch Infokusnahme eben dieses Gegensatzes und seiner Vor­aussetzungen. Der Transhumanismus und seine Ideen sind insbesondere verstrickt in die durch die westliche Schriftkultur vorgegebenen Konditionen des Humanen. Damit schlagen die Einschränkungen der positivsprachlichen Einschreibungsweisen als Einschränkungen zurück auf die grundlegende Idee einer technologiebasierten selbstgesteuerten Weiterentwicklung der Menschen. Als möglicher Ausweg aus dem Dilemma der Selbstgefangenheit wird Mehr lesen