Irreduzible Parallelität – eine Begriffsgeschichte Sprachliche Ermittlungen im Reich des Komplexen

ein Debattenbeitrag zum Thema künstliche Intelligenz

Liebe Leser, liebe Vordenker,

vorneweg, dieser Essay ist auch eine Entschuldigung. Der og. Begriff im Titel, „Irreduzible Parallelität„, ist nicht von mir. Und in Publikationen schriftlich verwendet hatte ich ihn auch schon. Alles weitere im Text.

Forschen, das heißt, regelmäßig Ausflüge an die Grenzen des eigenen Verstehens zu machen, alles andere ist Verwalten.

Ich fange mit einem Gedanken an und schaue, wohin es mich trägt.

Abstract
Wie lässt sich der Begriff der Komplexität besser fassen? In diesem Essay gehe ich der Geschichte des Begriffs „irreduzible Parallelität“ nach und versuche zu zeigen, dass er einem tieferen Verständnis komplexer Systeme dienen kann. Ausgehend von einer anekdotischen Kritik an der unpräzisen Verwendung des Begriffs der Komplexität sowie einer Diskussion der verbreiteten Anthropomorphisierungen insbesondere von KI-Systemen untersuche ich, wie sich parallelisierte, prinzipiell serielle algorithmische Prozesse künstlicher Intelligenz von der massiven Parallelität biologischer Prozesse unterscheiden. Dieses Vorgehen führt an die Wurzeln der Sequenzialität in Sprache, Philosophie und Mathematik und reißt alternative logische und mathematische Ansätze an, die nicht auf einem Konzept der Linearität beruhen. Dabei werden Begriffe wie Selbstreferenzialität, Selbstorganisation und Ultrametrizität erörtert, um Grenzen und Möglichkeiten der Berechenbarkeit und Formalisierung von Beschreibungen lebender Systeme aufzuzeigen. Abschließend werden einige Definitionen vorgeschlagen.

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Lesezeit // reading time ca. 30 min.

Herzlich, Nick H. – aka Joachim Paul

Zum Ursprung der Kybernetik

Gastbeitrag von Ulrich Kramer

Ouroboros, Burg von Ptuj, Slovenien // Foto: Johann Jaritz

 

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Editorische Einleitung: In den Medien und im Netz feiern so einige Oxymora fröhliche Urständ. Gemeint sind Begriffe, die plötzlich ihre Ergänzung durch das führende Adjektiv „kybernetisch“ erfahren, als reichen die Begriffe selbst nicht aus, um ihre Bedrohungspotentiale genügend zum Ausdruck zu bringen. Da muss die böse, „anti-aufklärerische Kriegswissenschaft Kybernetik“ (Precht) für eine dramatische Verstärkung der Gefahr herhalten. Von kybernetischem Kapitalismus ist da die Rede, von kybernetischer Überwachung, gar von kybernetischer Diktatur. Und das Silicon Valley pflege ein kybernetisches Menschenbild. Schwärzer kann man den Schimmel nicht mehr machen. Der wirklich anti-aufklärerische Effekt ist, dass Mehr lesen