Heterarchie und Hierarchie –
Zwei komplementäre Beschreibungskategorien
Einleitung
von Eberhard
von Goldammer
Der Begriff 'Heterarchie', der als Komplement zu dem
Begriff 'Hierarchie' angesehen werden muss, wurde bereits 1945 in die
Wissenschaft eingeführt und fristet seither ein Schattendasein in der
Wissenschaft. Das ist insofern erstaunlich, weil der Begriff von dem
Neurophysiologen und Vater der Kybernetik
Warren S. McCulloch im
Zusammenhang mit der Funktionsweise von
neuronalen Netzen eingeführt wurde, und der Konnektionismus – oder etwas
profaner – die Neuroinformatik in der letzten Dekade einen erheblichen
Aufschwung erfahren hat. Offensichtlich interessiert man sich in der
Neuroinformatik nicht für nebengeordnete Organisationsstrukturen, oder aber
man glaubt, diese mit den heutigen Modellen bereits realisiert zu haben.
Wenn die letztere Vermutung zutreffen sollte, dann wäre das ein gewaltiger
Irrtum, um nicht zu sagen ein Selbstbetrug.
Heute wird der Begriff vor allem von Seiten der
Organisationstheorie wieder entdeckt. Das ist nicht überraschend, denn
heterarchische – also nebengeordnete – Strukturen können nur in lebenden
Systemen beobachtet werden, also in Organismen oder in den
Organisationsformen von Gesellschaften. So berichtet der Soziologe
David Stark von heterarchischen Organisationsstrukturen in
post-sozialistischen Gesellschaften wie beispielsweise in Ungarn. In seinem
Buch Many Dimensional Man schreibt
James Ogilvy "the new self is heterarchical, many dimensional" und in
seinem jüngst erschienenem Buch Creating Better Futures findet sich dann
folgendes Zitat "complex problems may require the complexity of heterarchy".
Was aber ist die Komplexität von Heterarchie ?
In dem Beitrag von
Markus Reihlen, "Organisation
und Postmoderne" wird diese Thematik aus der Sicht der
Organisationstheorie umfassend und vor allen Dingen auch für den
Außenstehenden, d.h. für den Nicht-Fachwissenschaftler, in verständlicher
Form spannend dargestellt.
Was jedoch heute noch völlig übersehen wird, ist die
Tatsache, dass die Modellierung heterarchischer Strukturen für das Studium
komplexer Systeme unabdingbar geworden ist. Eine derartige Modellierung –
und das ist das Problem – setzt ein völlig neues wissenschaftslogisches
Verständnis (Paradigma) voraus. Es war der Philosoph und Logiker Gotthard
Günther, der in den 70-er Jahren eine logische Interpretation der Arbeit von
McCulloch in "Cognition
and Volition", "Erkennen
und Wollen" sowie in "Das Janusgesicht der Dialektik" vorgenommen hat.
Im Sinne eines "Knowledge Recyclings" wird in "Heterarchie
und Hierarchie – Zwei komplementäre Beschreibungskategorien" der Versuch
unternommen, die wissenschaftslogische Problematik, die nun mehr als 50
Jahre bekannt ist, noch einmal nachzuzeichnen, um damit den Begriff der
'Heterarchie' wissenschaftlich schärfer fassen zu können.
Wichtiger Hinweis: Für das Lesen des o.g. Textes "Heterarchie
und Hierarchie – Zwei komplementäre Beschreibungskategorien" ist ein
weiterer nebengeordneter Text "Heterarchie
Nebentext" notwendig, der im eigentlichen Aufsatz genannte Quellen
entweder direkt enthält oder vertieft. Es empfiehlt sich, beide Texte im
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herspringen zu können. Achtung: Falls Sie die Texte herunterladen wollen,
speichern Sie sie bitte im selben Ordner und ändern keinesfalls die
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Anmerkung: Der Link zu Markus reiheln wurde am
22.11.2012 geändert. Er arbeitet nicht mehr an der Universität zu Köln,
sondern hat seit einiger Zeit an der Leuphana Universität Lüneburg eine
Professur für strategisches Management inne.
explizites Verzeichnis der Links:
[1]
www.amphilsoc.org/library/mole/m/mcculloc.htm
[2]
www.sociology.columbia.edu/people/index.html?professors/dcs36/index.html
[3]
ag.arizona.edu/futures/fut/ogilvy.html
[4]
www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/0195146115/qid=1064765884/sr=1-2/ref=sr_1_8_2/302-9682129-6952867
[5]
www.leuphana.de/markus-reihlen.html
[6]
www.vordenker.de/reihlen/mr_org-post.pdf
[7]
www.vordenker.de/ggphilosophy/e_und_w.pdf
[8]
www.vordenker.de/heterarchy/a_heterarchie.pdf
www.vordenker.de/heterarchy/b_heterarchie.pdf
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