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SCHLAND

                           Peter Meilchen

MetaPhon im Oktober 2011

Der Videofilm Schland von Peter Meilchen 

»Schland« ist der Versuch, den Blick gleichsam zu einzufrieren und mit der Kraft der Vergewisserung die Seele des Augenblicks festzuhalten. Diese multimediale Arbeit beschreibt einen akustischen Raum in einem räumlichen Behältnis, dem „neuen“ DeutSchland, einem fiktiven Staat, tiefste Provinz. Schland folgt dem poetischen Kernsatz: „Nur die Fiktion ist noch wirklich, weil die Wirklichkeit durch mannigfaltige Wahrheiten verunstaltet wurde.“

Schland ist nicht nur ein Acker in Herdringen, auf dem Milchproduzenten umherlaufen, Schland ist überall. Es geht (ganz im Sinne Poes: „Man sieht es und sieht doch hindurch“) um den Blick, das Sehen, die Kurzsichtigkeit. Peter Meilchen präsentiert mit Schland ein durchaus ernsthaftes Projekt über ein Tier, dessen Faszinationspotenzial gering scheint, dem aber ein entscheidender Anteil an der Seßhaftwerdung des Menschen, also der wesentlichen zivilisationsgeschichtlichen Wegmarke überhaupt zugesprochen werden kann. Daß Kühe, die gütigen Ammen der Menschheit sind, wissen wir seit dem alten Testament, die Gründe dafür, daß der Kuh eher das Image von Behäbig– und Mittelmäßigkeit anhaftet, vollzieht Meilchen in seinem Projekt nach, indem er zeigt, wie ursprünglich biologische Konstitutionsmerkmale oder historische Notwendigkeiten mit symbolischem Gehalt gefüllt werden.

Peter Meilchen geht mit seiner Kamera so dicht an die Dinge dieser Welt heran, daß diese ihren Anspruch aufgeben, Dinge dieser Welt zu sein – und zum Bild werden können. Sein 'Sehen' ist kein Begaffen, sondern existenziell vollzogen. Dringt man bei jeder Wiederholung tiefer in diese Bilder ein?

Oder sind es seine Bilder, die tiefer in uns dringen?

Matthias Hagedorn