vordenker news August 2024

Liebe Vordenkerinnen, liebe Vordenker,

unsere News im August 2024 bringen Beiträge von Claus Baldus, Heinz-Josef Bontrup und Eberhard von Goldammer.

Auszug aus „tribute“ – Copyright Claus Baldus 2015

Claus Baldus steuert ein weiteres Werk bei, „tribute – zehn minutenstücke für praktikant’innen – alltag & graffiti“, dem – neben vielem Anderen – auch ein historischer Bezug unterstellt werden kann.

Isaac Asimovs Science Fiction-Band „I, Robot“ erschien 1950 und versammelte Roboter-Erzählungen des Autors aus den Jahren 1940 bis 1950. Eine deutsche Ausgabe – als vierter Band von Rauchs Weltraumbüchern – erschien 1952 im Carl Rauch Verlag, Düsseldorf, versehen mit einem Vorwort und einem philosophischen Kommentar des Herausgebers Gotthard Günther, betitelt mit „Die „zweite“ Maschine„.

Der historisch bedingte Aspekt kann nun neu aufgezogen werden,

da Zeit vergangen ist. Aus anderen Zeiten folgen andere Bühnen, Stücke, Spieler, Kostüme, Kulissen, Requisiten, Regie …
Nach Baudelaire verzeitigt sich die unvermeidliche Doppelstellung der Kulturproduktion – zwischen Ewigkeitsbindung und aktuellem Zeitkontakt, beides determiniert das Produkt.

In „tribute“ von Claus Baldus vollziehen sich zehn Robot-Auftritte. Nummer 10 kann als Überbau und abstrakte Reflexion zur alltäglichen Wirkung der “Übertragung“ interpretiert werden, ohne die Kommunikation und intersubjektive Beziehungen unmöglich sind. Dieser Freudsche Begriff war im Verlauf von Jahrzehnten auf jedwede Alltagspraxen zu erweitern.

Der Typbegriff „Minutenstück“, so Baldus, ist im Besonderen angeregt von der Minutensymphonik der Wiener Moderne (Schönberg …) jedoch auch generell von minimalistischen Konzepten.

Praktikant’innen sind Spieler‘innen im Alltag, ganz besonders Anfänger und – in Krisen – Neuanfänger, unabhängig von der jeweiligen Altersetappe.

Für die Graffiti-Kunst gilt, dass sie schnell zu produzieren ist – um der Polizei zu entgehen. Sie muss daher einfach und großzügig sein, etwas auf den Punkt bringen mit nicht zu vielen Details. Graffitis haben oft kritische und provokative Absichten, so etwa gegen Immobilienspekulation, wie es Bilder am temporären Ersatzbau zum Markt Sant Antoni in Barcelona zeigten. Ebenso lassen sich Freilegungen von narzisstischen Identifikationen finden, Wunschvorstellungen, Triebkomplexen, auch solchen, die Gesellschaft wie individuelles Dasein ganz gerne unter Deckstruktur stellen …

tribute“ enthält 10 Stücke mit einem Vortext, der nicht den Anspruch erhebt, Einleitung im traditionellen Sinn zu sein, sowie einem detaillierten Impressum. Die Text-Bild-Bezüge sind nicht determiniert, sondern frei gestellt, womit den individuellen Assoziationen (Spiel-)Räume gegeben sind. Das bereits hier erschienene „Gestolpert“ ist einen Vorab-Auszug der „tribute“.

Heinz-Josef Bontrups Beitrag „Politiker, Unvollkommenheiten und Abhängigkeiten – Wir brauchen mehr direkte Demokratie“ wurde bereits mehrfach an anderer Stelle veröffentlicht.

Bontrup ist ein Wirtschaftswissenschaftler, der für seine Zunft den Anspruch einer Trias der Denkmethoden erhebt, kausal – holistisch – dialektisch. So hat die Volkswirtschaftslehre immer auch Soziologie, Politikwissenschaft sowie der philosophischen Erörterung/Debatte fähig zu sein, sonst verbleibt sie als unvollständige, rein technische Disziplin, ihr Denken verkümmert im Fragmentarischen, das jedwedem ideologischen Missbrauch Tür und Tor öffnet, wie die sogenannte Neoklassik in den letzten Jahrzehnten hinreichend belegt hat.

„So, wie es ein Marktversagen in marktwirtschaftlich-kapitalistischen Ordnungen gibt, so
gibt es auch ein vielfältiges Staats- und Politikversagen in parlamentarischen
Demokratien.“ (H.-J. Bontrup)

Er schält die Fehlstellungen und Konstruktions-Bugs unserer repräsentativen Demokratien deutlich heraus und begründet, warum diese ganz zwangsäufig dazu führen, dass Politik sich vielfach auf Symptombekämpfung reduziert. Er fordert nicht nur eine direkte Demokratie anstatt einer „Zuschauerdemokratie“, seine Überlegungen und Argumente zielen letztlich auf eine Wirtschaftsdemokratie.

Eberhard von Goldammer, Biophysiker und Kybernetiker, verstarb am 27. Mai 2024. Ein Nachruf wurde bereits veröffentlicht. Seine Bibliographie wird sofern möglich auch weiterhin fortlaufend ergänzt. So hielt Eberhard von Goldammer am 23. Mai 2015 einen Vortrag mit dem Titel „Anmerkungen zu André Gorz’ „Welches Wissen? Welche Gesellschaft?“ im Rahmen eines von der Piratenpartei NRW veranstalteten kleinen Kongesses „Ökonomie der Zukunft – Zukunft der Ökonomie“ im Theater im Depot in Dortmund. Der Vortrag steht nun als separates Video zur Verfügung und ebenso der zugehörige Foliensatz.

Bleiben Sie gelassen,
herzlich, Ihr
Joachim Paul (Hg.)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.