Prolog

 

Vor einiger Zeit hielt ich mich als Gast auf der Feier eines Kommilitonen auf. Im Verlauf des Abends kam ich mit einem anderen Gast in ein Gespräch. Von meiner Gesprächspartnerin wußte ich, daß sie als gelernte Sozialversicherungsfachangestellte in der Betriebskrankenkasse eines Konzerns in Hannover beschäftigt ist.

Ein Thema war das Problem der vorliegenden Arbeit. Das Thema schien meinen Gegenüber zu interessieren, trug es schließlich zu der im folgenden rekonstruierten Diskussion bei:

 

Gerald: ... und schließlich, weißt Du, können Unternehmen heute nicht mehr geführt werden, wie es bisher praktiziert wurde!

Anette: Wieso nicht?

Gerald: Die unterliegen einem ständigen Wandelprozeß bedingt durch den stetig wachsenden Wettbewerb, den wachsenden Umwelteinflüssen von Kunden und Konkurrenz.

Anette: Na ja, ist ja klar..., der Wettbewerb spielt schon eine größere Rolle als früher. Ich kenne das von VW in Wolfsburg, die diesbezüglich ein hartes Programm eingeführt haben. Das kann doch dann aber auch nicht das Wahre sein, wenn darunter das Personal und vor allem die Zulieferer zu leiden haben, wenn sie mit den neuen Anforderungen nicht zurecht kommen, oder?

Gerald: Eben, und gerade weil VW wider besseren Wissens gezeigt hat, daß Krisen scheinbar nur mit klassischen Methoden zu bewältigen sind, in Form eines "Alles-ist-Machbar-Konzeptes", heißt das doch, daß diese ganzen Konzepte, angefangen bei den Lean-Konzepten bis hin zum Re-Engineering, immer in der Beherrschbarkeit der Situation ihren Anfang finden.

Anette: Da müssen wahrscheinlich auch mal neue Ideen her, um Betriebe derart zu gestalten, daß es ihnen nicht immer nur eine Zeit lang gut geht; denn wenn von außen ein Problem kommt, kann ja nicht alles plötzlich umgeschmissen werden!? Ich sehe das ja in unserer Firma: Wenn ein Versicherter abspringt, ist gleich für große Aufregung gesorgt; dann wird die Schuld einmal quer durch den Konzern gegeben. Was soll denn nun die "Lernende Organisation" da besser machen?

Gerald: Die Lernende Organisation ist in kurzen Sätzen schwer zu beschreiben und hat bisher noch keine definitionsartige Bestimmung erfahren. Auf jeden Fall soll die Theorie nicht als ein weiteres neues Konzept von bekannter Organisationsentwicklung verstanden werden.

Vielmehr möchte die Lernende Organisation anregen, Strukturen und Kulturen eines Unternehmens derart umzugestalten, daß Unternehmen einen Prozeß der aktiven Umweltauseinandersetzung anstreben, um daraus Krisen frühzeitiger wahrzunehmen und entsprechend zu handeln. Das Lernen in und insbesondere von Unternehmen spielt dabei eine wichtige Rolle.

Anette: ...hmm, klingt ja interessant, aber wie ich das in unserer Firma sehe, zweifele ich die Lernfähigkeit der sogenannten Manager, mit Verlaub, stark an. Was muß denn überhaupt getan werden, wenn da etwas verändert werden soll?

Gerald: Ein ziemlich komplexes Problem, dem sich meine Arbeit nähern möchte...

 

© 1997 Gerald Lembke
GL-EDV