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Das Hungertuch

2003

Hungertuch-Startseite

Die Laudatio auf die Preisträger von Dr. Enrik Lauer

 

Manuel Quero
aus Barcelona
erhält in Anerkennung seines künstlerischen Werks
das Hungertuch für Choreographie 2003

 

Queros Werke nutzen die Sprache der Folkwangschule und erweitern diese fortwährend in einen typischen Manuel–Gestus. Seine Mischungen verschiedener Musikrichtungen, von quietschendbunter Popmusik hin zu düsterer Zwölfton– oder melancholisch– heiterer Barockmusik stehen in deutlichem Bezug zur Vielfalt der Themen. Wenn innere Denk– und Seelenprozesse durch Äußerlichkeiten, durch verspielte Rangeleien dargestellt werden, bleibt dem Betrachter mitten im wildesten Lachen genau dieses im Halse stecken und er fühlt sich ertappt in seinen eigenen Lebenslügen.

Der Choreograph wirft den Mantel des Schweigens über die Gelaktheit des Luxus und offenbart auf der Oberfläche noch schrecklichere Versuchungen des Hedonismus. Seine Choreographien arbeiten mit unerwarteten Brüchen und fast kitschig geratende Sequenzen, kontrastieren mit heftigen Gefühlsausbrüchen, die Anmut der Bewegung vor Augen führen und Abgründe der Menschlichkeit offenlegen. Das Spiel der Geschlechter, der Schichten, die Eifersüchteleien der Menschen, immer zeigt sich untergründig der Wechseltanz zwischen Humor und Ernsthaftigkeit – ein Augenzwinkern, blauäugig, dann ein blaues Auge.
Quero arbeitet meistens multimedial, setzt den Dialog zwischen Mensch und Leinwandprojektion als ein Spiel von Realität und Vorstellung. Er arbeitet mit bildenden Künstlern zusammen, schafft so Bühnenbilder, die der Intensität seiner Choreographien einen angemessenen Rahmen geben können. Was ist hier eigentlich real?

Haimo Hieronymus, im Kasino, Mülheim an der Ruhr, 2003