Manuel Quero
aus Barcelona
erhält in Anerkennung seines künstlerischen Werks
das Hungertuch für Choreographie 2003
Queros Werke nutzen die Sprache der
Folkwangschule und erweitern diese fortwährend in einen typischen
Manuel–Gestus. Seine Mischungen verschiedener Musikrichtungen, von
quietschendbunter Popmusik hin zu düsterer Zwölfton– oder melancholisch–
heiterer Barockmusik stehen in deutlichem Bezug zur Vielfalt der Themen.
Wenn innere Denk– und Seelenprozesse durch Äußerlichkeiten, durch
verspielte Rangeleien dargestellt werden, bleibt dem Betrachter mitten im
wildesten Lachen genau dieses im Halse stecken und er fühlt sich ertappt
in seinen eigenen Lebenslügen.
Der Choreograph wirft den Mantel des Schweigens über die Gelaktheit des
Luxus und offenbart auf der Oberfläche noch schrecklichere Versuchungen
des Hedonismus. Seine Choreographien arbeiten mit unerwarteten Brüchen und
fast kitschig geratende Sequenzen, kontrastieren mit heftigen
Gefühlsausbrüchen, die Anmut der Bewegung vor Augen führen und Abgründe
der Menschlichkeit offenlegen. Das Spiel der Geschlechter, der Schichten,
die Eifersüchteleien der Menschen, immer zeigt sich untergründig der
Wechseltanz zwischen Humor und
Ernsthaftigkeit – ein Augenzwinkern, blauäugig, dann ein blaues Auge.
Quero arbeitet meistens multimedial, setzt den Dialog zwischen Mensch und
Leinwandprojektion als ein Spiel von Realität und Vorstellung. Er arbeitet
mit bildenden Künstlern zusammen, schafft so Bühnenbilder, die der
Intensität seiner Choreographien einen angemessenen Rahmen
geben können. Was ist hier eigentlich real?
Haimo Hieronymus, im Kasino, Mülheim an der Ruhr, 2003
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