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Warum Deutschland
die Piratenpartei braucht ....

von Joachim Paul

Vorwort - in eigener Sache
Der neue politische Ankerplatz
Die Piratenpartei als Ausdruck einer prinzipiellen kulturellen Differenz
Liquid Democracy - das Ringen um Strukturen
Wer sind die Piraten? – Die Piratenpartei und das politische Spektrum
Unterwegs zum Vollprogramm?

 

Exkurs – Forschungen und Prototypen
zu Entscheidung und Willensbildung in Gruppen

Fußnoten

 

Vorwort - in eigener Sache

Die erste Idee zu diesem Beitrag keimte etwa anderthalb Wochen vor der Bundestagswahl am 27. September 2009. Unmittelbar nach der Wahl erschien dann das umfassende und sehr lesenswerte Werk von Henning Bartels, "Die Piratenpartei", das die Anfänge und Grundzüge der Partei und der ihr zugrundeliegenden Bewegung detailliert aufarbeitet.[1] Nach dem ersten Lesen schien eine Weiterarbeit zunächst hinfällig, konnte es doch nur eine extrem verkürzte Wiederholung des von Bartels bereits Abgehandelten sein. Ich habe mich dann dennoch für das Schreiben entschieden, um in Fortsetzung eines von mir bereits 2001 veröffentlichten Aufsatzes mit dem Titel "Regeln, die öffentliche Sache, Verantwortung und das Internet" [2] vertiefend auf zwei weitere Aspekte einzugehen, erstens den der Piratenpartei als Teil einer historisch notwendigen Entwicklung der strukturellen Revolution/Rekapitulation dessen, was wir Demokratie nennen (wollen) und zweitens, die Chancen und Möglichkeiten der Partei, aus diesen strukturellen Ansätzen heraus ein Vollprogramm zu entwickeln. Der vorliegende Text stellt einen ersten Versuch dar, dies darzustellen. Polemiken sind als solche erkennbar und beabsichtigt.

 

Der neue politische Ankerplatz

Seit einiger Zeit beobachten wir ein neues und seit dem in der Presse reichlich rezipierten Prozess gegen die ehemaligen schwedischen Betreiber der Torrent-Datenbank thepiratebay.org auch stürmisches Phänomen der demokratischen Selbstorganisation politischer Ansprüche auf internationaler Ebene, die sich in der 2006 von Rickard Falkvinge in Schweden gegründeten Piratenpartei (Piratpartiet) versammeln. Die Selbstbezeichnung "Piratenpartei" stammt aus einer beschimpfenden Fremdbezeichnung und spielt auf die Versuche einiger Vertreter der Software-, Musik- und Filmindustrie an, Leute als kriminell zu stigmatisieren, die sich im Internet kostenlos und nach gängiger Rechtsinterpretation urheberechtsverletzend Software und Musik herunterladen oder tauschen.

Das Statement des Gründers der Partei liest sich dabei, als stammen wesentliche Auszüge aus der Feder des Medienphilosophen Vilém Flusser [3,4].

Einscheidend ist zur Zeit nicht, entgegen den Anmerkungen vieler Kritiker, dass die Piratenpartei für die aktuelle Bundestagswahl in Deutschland nur einige wenige Punkte in ihr Programm aufgenommen hatte - hier werden sehr schnell weitere hinzukommen, s.u. -, entscheidend ist vielmehr, wo diese Partei in Deutschland ihren Ankerpunkt gesetzt hat, nämlich bei den Bürgerrechten, beim Schutz des seit 1949 existierenden Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. Sie sehen diese Rechte insbesondere im weltweiten Datennetz gefährdet und warnen eindringlich vor schleichenden Versuchen, Inhalte im Internet zu zensieren oder gar zu kontrollieren sowie die Netznutzer zu bespitzeln.

Das sei überflüssig, hört man dazu aus den Reihen der sechs bereits im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien. Die CDU/CSU, die SPD, die FDP, Bündnis 90/ Die Grünen und Die Linke reklamieren alle für sich, das Grundgesetz zu achten, zu respektieren und zu schützen. Lediglich über die Art und Weise, wie dies zu geschehen habe, streite und konkurriere man. FDP, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke nahmen gar explizit (Westerwelle, Özdemir, Gysi) diese Position der Piratenpartei für sich in Anspruch mit dem Hintergedanken, dass die Piraten ja eigentlich überflüssig und deren Anliegen in der eigenen Partei besser aufgehoben seien. Unfreiwillig "gemeinsames Ziel" der im Bundestag vertretenen Parteien wird es jetzt sein, mit Hilfe des Schreckgespenstes einer "Weimarisierung" der Bundesrepublik den Einzug einer jeden weiteren Partei in den Bundestag und die Landtage mit allen Kräften zu verhindern.

 

Die Piratenpartei als Ausdruck einer prinzipiellen kulturellen Differenz

Die Piratenpartei sei die Partei der Netzkinder, sagt man, oder die der "Digital Natives", wie ihre Mitglieder neuerdings auch häufig genannt werden. Doch diese bloßen Bezeichnungen greifen zu kurz. Ein tiefer liegender Aspekt, der für das Selbstverständnis der Piraten wesentlich ist, kommt darüber nicht zum Ausdruck.

Es wird vergessen, dass ihnen eine ganz grundsätzliche Erfahrung gemeinsam ist, nämlich die des Großwerdens mit dem Datennetz und dem – vielfach noch gar nicht bewussten – Erfühlen oder Gewahrwerden der Tatsache, dass das Netz umso mehr Wert für den Einzelnen hat, je mehr andere auch daran teilhaben können. So hat sich das Teilen und gemeinsame Dokumentieren und Vermitteln von Wissen insbesondere in der Online-Enzyklopädie Wikipedia eindrucksvoll niedergeschlagen. Der Kooperationsaspekt steht hier eindeutig über dem der Konkurrenz. Desweiteren muss ergänzt werden, dass zunehmend auch Ältere sich zu der Partei hingezogen fühlen oder ihr beitreten, die aus dem Kreis der Inventors und Early Adaptors des Internet stammen und die Anfänge von Internet und WWW selbst miterlebt und mitgestaltet haben.

Was sich hier erstmals praktisch und technisch abbildet, ist der Kern dessen, was vielerorts mit der Worthülse "Informations- oder Wissensgesellschaft" beschworen wird. "Tauschhandel mit Informationen" ist im Gegensatz zu Tauschhandel mit materiellen Gütern fast immer eine win-win-Situation. Nach einem fairen "Tausch" haben beide Partner mehr.

Und gute Open-Source-Software – wer will noch ernsthaft bezweifeln, dass es sie gibt - läßt sich nur erstellen über Kooperation und in der jeweiligen Community allgemein akzeptierte Regeln der Zusammenarbeit. Auch Open-Source-Software lebt vom Erfolg und der freiwilligen Unterwerfung ihrer Ersteller unter die Primate der Funktionsfähigkeit und der Frage nach stetiger Verbesserung.

Die Piratenpartei setzt sich aus handlungsorientierten Leuten zusammmen, die in der von Internationalität geprägten gemeinsamen Arbeit im Raum der technischen Machbarkeit bereits Kooperationsverfahren ausgelotet und getestet haben, von denen die etablierten Parteien nur träumen können.

Entscheidungen im technischen Raum werden nach rationalen Kriterien gemeinsam sehr schnell und effizient getroffen, länger diskutiert, sehr viel länger diskutiert, wird tatsächlich nur dann, wenn die Freiheitsgrade des Problems Entscheidungsnotwendigkeiten über das grundsätzliche Festlegen einer Route beinhalten. Heißt ein möglicher Lösungsweg beispielsweise "technische Kontrolle" und ein anderer Lösungsweg "mündiger Nutzer", wird ein Pirat immer zugunsten des letzteren entscheiden. Basis hierfür ist ein ganz grundlegendes Bewusstsein über die Tiefenstruktur des Netzes, das sich jenseits der vordergründig wahrnehmbaren "Benutzeroberflächen" generiert und das, über den rein technischen Aspekt hinaus, die Teilnehmer explizit in die Netzstrukturen mit einbezieht. Es geht den Piraten nunmehr darum, Entscheidungsverfahren aus dem technischen in den politischen Raum hinein abzubilden. Dass dabei das Wesen des Politischen eine Transformation erfahren muss, liegt in der Natur der Sache.

Die genannten Erfahrungen der Tiefe implizieren darüber hinaus ein ganz prinzipielles Mißtrauen und eine Grenze gegenüber den etablierten Parteien, die ihre Wurzeln in der Differenz der individuellen Erlebnishorizonte von Piraten und Nicht-Piraten haben. Insbesondere die aktuelle Finanzkrise sowie der in vollem Gang befindliche Klimawandel und die drohenden Rohstoffverknappungen sind zusätzliche Momente der Befeuerung dieses Mißtrauens, das sich aus dem nunmehr erwiesenen Fehlen oder Fehlgehen internationaler finanz- und umweltpolitischer Regularien ergibt. Oder anders gewendet, allein durch ihre Existenz stellt die Piratenpartei die Zukunftsfähigkeit der etablierten Parteien in Frage.

Um es noch einmal deutlich herauszustellen: Die Piratenpartei ist schon im Ursprung international, das hat sie nur mit den Grünen gemein. Darüber hinaus versammelt sich in ihr ein Klientel mit vorwiegend höheren Bildungsabschlüssen, um das sich „die anderen Parteien reißen würden“, wie es in einem Dossier in ‚DIE ZEIT’ unlängst ausgedrückt wurde [5], ein Klientel, dass man in anderen eher klassischen Kontexten auch als "gebildeten Mittelstand" bezeichnen würde.

In Deutschland wird diese Differenz zusätzlich befördert durch den öffentlichen Ausdruck des Nichtverstehens von Netzphänomenen durch etablierte Politiker wie z.B. der populistischen Forderung nach Sperrung von Webseiten mit kinderpornographischem Inhalt durch die CDU-Familienministerin Ursula von der Leyen. Letztere tat sich zusätzlich mit einer Bemerkung über den im Internet nötigen Benimm hervor, die von den Piraten konsequent mit einem lakonischen Beratungsangebot in Sachen Datennetz und dem Hinweis auf das bereits seit 1991 bestehende RFC 1855 zur Netiquette gekontert wurde. Etablierte Politiker können sich da nur bloßstellen, weil ihnen die Historie und viele Grundelemente des Netzlebens einfach nicht bekannt geschweige denn vertraut sind. So hört man immer wieder die Bemerkung klassischer Politiker, dass das Internet "kein rechtsfreier Raum" sei, als ob es nötig wäre, dies extra hervorzuheben. Dabei ist das Internet zu keiner Zeit ein rechtsfreier Raum gewesen, betonen die Piraten, und sie haben recht damit.

Obamas im Internet fulminant geführter Wahlkampf ist zwar längst im Bewusstsein der etablierten Politiker angekommen, jedoch ist bloßer Wissenshorizont nicht gleich Erlebnishorizont. Sie führten keinen Wahlkampf im Internet, sie ließen ihn führen, im Sinne der Nutzung einer Technik als Instrument. So bezeichnete Obamas Internet-Wahlkampfmanager die Versuche der deutschen Bundestagsparteien als schlicht unzureichend und lächerlich.

Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich dann auch vom 2%-Wahlergebnis der Piratenpartei beeindruckt und konstatierte, dass sie den "Dialog mit denen, die die Priatenpartei gewählt haben" für "absolut notwendig" halte.[6] Und der Hamburger Bürgermeister Ole von Beust, in dessen Stadtviertel "Veddel" die Piraten sogar mehr Prozentpunkte als die Union erhielten, bemerkt dazu: "Wir können auch von der Piratenpartei lernen." [7]

Beide Politiker-Statements berücksichtigen jedoch nicht die tiefer liegende Differenz zwischen den klassischen Parteien und den Piraten und ihren Wählern, denn für sie ist das Netz längst keine bloße Technik mehr, es ist vielmehr eine Kulturtechnik, deren Möglichkeiten es zu schützen, auszubauen und allen verfügbar zu machen gilt. Mit den "Piratenwählern reden" und "von der Piratenpartei lernen", heißt zunächst, sich diese Differenz auch bewusst zu machen.

Denn der dialektische Aspekt des Begriffs Kulturtechnik bedeutet, dass im Tun, im Kreieren der Kulturtechnik nicht nur die Kulturtechnik erst entsteht, sondern dass parallel dazu die Kreierenden selbst durch ihr Tun einer Veränderung unterworfen sind, m.a.W. der Umgang mit der Technik ist Bestandteil der Identität ihrer Nutzer!

1998 erschien eine bemerkenswerte Studie des US-Unternehmensberaters Don Tapscott. Den von ihm untersuchten und befragten "Net Kids" ist eine "auffällige Autonomie im Denken und Handeln" schon in jungen Jahren gemeinsam [8]. Eine solche Sichtweise ist auch zur aktuellen Zeit noch recht ungewöhnlich, das In-den-Blick-Nehmen des Zurückwirkens technischer Momente auf unsere psychischen Verfasstheiten. Die Historie der Vermeidung desselben wurde allerdings bereits von Marshall McLuhan in den Sechzigern des vorigen Jahrhunderts beschrieben und diagnostiziert [9].

Was wir nun mit den Piraten erleben, ist eine weitere Folge dieser Verquickung von Mensch und Technik, die sich in der neuen Identität der Piraten erstmals auch politisch niederschlägt und die sich konkret im Ausruf eines Piraten wiederfindet: "20 Jahre lang haben wir euch die ganze Scheiße programmiert und jetzt wollen wir mitreden!"

Wolfgang Michal nannte dies kürzlich im Online-Magazin CARTA den "Aufstand der technischen Intelligenz"[10] und auch Frank Schirrmacher, der Chefredakteur der FAZ, sieht in den Nerds ein "Erwachen des politischen Tiers"[11]. Es muss hier jedoch noch einmal explizit hervorgehoben werden, dass eine Reduktion der Piraten auf die bloße technische Intelligenz das Phänomen der Bewegung nicht hinreichend beschreibt. Technik ist zwar einerseits Mittel und andererseits Gegenstand der Zusammenarbeit, etwa beim Erstellen von Open-Source-Software, jedoch darf der kulturtechnische Aspekt der neuen Strukturen und Verfahren zur basisdemokratischen Entscheidungsfindung und Problemlösung nicht vergessen werden.
 

Liquid Democracy - das Ringen um Strukturen

Im Programm zur Bundestagswahl 2009 der Piratenpartei heißt es: "Zusätzlich sollen die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, eine Volksabstimmung gegen Beschlüsse des Bundestages einzuleiten (fakultatives Referendum) und bei wichtigen EU-Reformen und Grundgesetzänderungen mitzuentscheiden (obligatorisches Referendum). Auf regionaler bzw. kommunaler Ebene sollen die Möglichkeiten des Bürgerbegehrens und des Bürgerentscheides ausgeweitet und vereinfacht werden." [12]

Hier bezieht die Partei klar Position zugunsten einer Steigerung der Partizipationsmöglichkeiten des Bürgers an politischen Entscheidungen.

Folgerichtig wird auch innerparteilich und mit basisdemokratischem Anspruch um effiziente Entscheidungs- und Beteiligungsstrukturen gerungen. Die Piraten sind hierbei etablierten Parteien gegenüber deutlich im Vorteil, da hierzu die Mittel des Internet konsequent eingesetzt werden. Jedoch fordert Realpolitik immer auch entsprechende Offline-Strukturen. In allen Landesverbänden hat sich das Crewsystem zur innerparteilichen Kommunkation etabliert, das um Arbeitskreise (AKs) und Projektgruppen (PGs) ergänzt wird. AKs und PGs setzen sich überregional mit zu behandelnden Themen auseinander und die Crews agieren mehr ortsgebunden. Zur Zeit wird auch die Einführung von Delegiertenverfahren sowie von Orts- und Bezirksverbänden rege diskutiert. Letztere wurden an einigen Orten bereits ins Leben gerufen. Allerdings haben sie – durch entsprechende Gewerkschaftsverbände und z.B. SPD-Ortsvereine - eher den muffigen Geruch von 100 Jahren. Hier ergibt sich ein erster Konflikt zwischen parteigesetzlichen Anforderungen und dem neuen von den Piraten gepflegten und recht locker und frei gehandhabten Crewsystem, das mit einigen wenigen Regularien auskommt. Die Tiefenkomponente dieses Konflikts besteht im Gegensatz der klassischen territorial gebundenen Definition von Politik einerseits und den sich im Datennetz widerspiegelnden nomadischen Anteilen der Piraten andererseits.

Die Frage nach dem "Leben von Demokratie" wird hiermit vor dem Hintergrund der elektronischen Kommunikationsmittel und –wege und des Internet völlig neu aufgeworfen. Es läßt sich sogar noch weiter gehen und ganz grundsätzlich festhalten: Die Piratenpartei ist zur Zeit die einzige Partei, die allein durch ihre schiere Existenz die Frage nach dem Wesen der Demokratie überhaupt stellt!

Im Umkehrschluß ergibt sich folgerichtig, dass Parteien, die diese Frage nicht stellen, im demokratischen Sinn nicht zukunftsfähig sind. Und es ist genau jenes oben bereits erwähnte Unverständnis, das sich in den Worten des scheidenden SPD-Parteivorsitzenden Franz Müntefering auf dem SPD-Parteitag in Dresden ausdrückt, wenn er sagt, dass er mit der Krise der SPD sogar die ganze Demokratie "in Gefahr" sehe und dass der Erfolg kleiner Parteien wie der Ein-Programmpunkt-Piratenpartei zeige, dass es eine Entwicklung hin zur "Partikularisierung" in der Politik gebe. Diese Tendenz sei "brandgefährlich", so Müntefering.[13] Er tritt hiermit explizit in die Falle der übersteigerten Nabelschau. Man kann ihm gerade noch zustimmen, dass die Krise der SPD eine Gefährdung der Demokratie sei, die Gründung der Piratenpartei jedoch, die ihren Anker bei den Bürgerrechten setzt, ist genau die Antwort auf diese Krise!

Für die Piratenpartei jedenfalls gilt, das Stellen der demokratischen Frage allein reicht nicht aus. Ob sie selbst zukunftsfähig ist, wird sich in den nächsten Jahren zeigen und kann daran gemessen werden, ob es der Partei gelingt, Kompetenz in Sach- und Fachfragen in sich und um sich zu versammeln und zu vernetzen. Die Anfänge jedenfalls sind vielversprechend.

Demokratie krankte seit ihrer Erfindung durch die alten Griechen immer daran, dass auf der einen Seite die Beteiligung vieler und auf der anderen die schnelle und effiziente Entscheidungsfindung Gegensätze darstellen, die sich zunächst auszuschließen scheinen. Regierung ist immer eine zeitkritische Operation, wie der englische Management-Kybernetiker Stafford Beer treffend bemerkt.

So war die Demokratie seit Anbeginn immer eine Demokratie der Wenigen. Die Struktur der 500 mündigen Athener Bürger auf der Agora bildet sich heute ab in ein parlamentarisches System der Stellvertreter, der Abgeordneten, das den Versuch eines Kompromisses zwischen den Ansprüchen der maximalen Beteiligung und der effizienten Entscheidungsfindung darstellt. Der Prozess der politischen Willensbildung gestaltet sich grundsätzlich umso schwieriger, je mehr Individuen daran teilhaben.

Heute verkompliziert sich diese Struktur noch dadurch, dass die Parlamentarier und die Regierung von einem System der Interessensvertreter mächtiger gesellschaftlicher Gruppen und Wirtschaftsverbände umlagert sind, die massiv versuchen, Einfluß auf die politischen Entscheidungen zu nehmen, so der Verband der Automobilindustrie im Industriesektor, der Medienkonzern Bertelsmann im Bildungsbereich und die Pharmaindustrie im gesundheitspolitischen Kontext, sowie die Gewerkschaften, um hier stellvertretend nur vier zu nennen. Allen diesen Interessengruppen ist gemein, das sie zunächst die Verbandsinteressen über das Allgemeinwohl stellen, jedoch gleichwohl versuchen, die eigenen Intentionen als dem Gemeinwohl dienend zu verkaufen. Dies gilt im Wesentlichen für alle westlichen Nationen und repräsentiert die eigentliche Gefahr für die Solidarität in den Gesellschaften!

Festzuhalten ist, dass das piratische Bestreben nach mehr Basisdemokratie sich konträr zu den genannten Lobbyismen verhält. Der Kampf der Piraten ist also auch ein Kampf gegen Lobbyismen und der Kampf der Piraten ist ein Kampf gegen Monopole. Dies ergibt sich ohne jedes explizite politische Statement schon aus der Genese der Partei und der zugrundeliegenden Netzstruktur.

Aufgabe der Piraten muss es also sein, auf der Basis der Kulturtechnik des Netzes effiziente zunächst innerparteiliche Entscheidungsstrukturen und Verfahren zur politischen Willensbildung zu etablieren, um diese – immer auf der Basis des Grundgesetzes – als Opposition in Bundes- oder Landesparlamenten oder auch bei einer eventuellen Regierungsbeteiligung in einer erweiterten politischen Entscheidungskultur zu implementieren.

Hier empfiehlt es sich für die junge Partei, aus der Historie bereits bekannte Versuche der Etablierung und des Austestens solcher Entscheidungsstrukturen aufzugreifen und ggf. weiterzuentwickeln. Das Rad muss schließlich nicht immer neu erfunden werden und man kann in einigen Fällen recht schnell auf bereits Bekanntes zurückgreifen. Es könnte sich in Zukunft als Alleinstellungsmerkmal und Kernkompetenz der Piratenpartei herausstellen, bereits bekanntes und verteiltes Wissen schneller als andere a) zu recherchieren, b) zu sammeln und zu durchdenken und c) in die parteieigenen Verfahren zur Entscheidungsfindung zu integrieren.

Ein Exkurs bereits existierender Untersuchungen und Modelle zu Kommunikations- und Entscheidungsstrukturen findet sich im Anhang zu diesem Text.

 

Wer sind die Piraten? – Die Piratenpartei und das politische Spektrum

Was haben die Mitglieder der Piratenpartei gemeinsam? Sind es wirklich nur sich in der Transformation ins Politische befindende Nerds?

Und wie verhält sich das zu den anderen Parteien?

Die Linke besitzt eine gemeinsame Ideologie, oder glaubt zumindest, sie noch zu besitzen, eine Idee der bereits als gescheitert erwiesenen dirigistischen Regulation, die einzig auf einer Theorie des Austauschs materieller Waren und Produktionsgüter aufsetzt und die Existenz von Designern [14] in der Wertschöpfungskette und den Handel mit Formen und Ideen unberücksichtigt läßt.

Die Freidemokraten, die vielleicht die klarste innerparteiliche Hierarchie besitzen, setzen sich zusammen aus lobbygefütterten Neocons und marktwirtschaftsgläubigen Friedmanisten. Hierbei soll nicht unerwähnt bleiben, dass auch die FDP eine Bürgerrechtstradition besitzt, die Frage ist nur, was heute noch davon übrig ist. Darüber hinaus kann die Partei schwerlich verbergen, dass ihr Personal in den letzten Jahren erheblich ausgedünnt ist. Wer fast seine vollständige wirtschafts- und finanzpolitische Kompetenz in den Dampfplauderern Hermann Otto Solms und Rainer Brüderle versammelt sieht, kann wirklich nicht erwarten, dass die politischen Gegner vor Ehrfurcht zittern.  

Die Union als Versammlung der Wertekonservativen mit ausgeprägtem Sicherheitsbedürfnis bemüht zumindest äußerlich den christlichen Wertekanon und bewegt sich damit im Spannungsfeld zwischen marktwirtschaftlichen und sozialen Komponenten. Die Parteibasis rekrutiert sich aus dem Unternehmertum, dem konservativ ausgerichteten Teil des Mittelstands und aus der katholischen Arbeiterbewegung. Zur vordergründigen Befriedigung des Sicherheitsbedürfnisses läßt man gelegentlich schonmal freiheitliche Ansprüche über die Klinge springen.

Die Sozialdemokraten besitzen zumindest eine historische Nähe zu den Gewerkschaften und stammen aus der Tradition der Arbeiterbewegung, in der von jeher die Idee des sozialen Ausgleichs gepflegt wurde. Unter dem Primat der politischen Machbarkeit wurde in den letzten Jahren eine Hinterzimmerpolitik praktiziert, die dazu führte, dass die Parteiführung ihres Kontaktes zur Basis verlustig ging. Nun weiß die Partei nicht, wo sie eigentlich steht oder stehen soll, so dass ein langjähriges Parteimitglied sich sogar zu der Bemerkung veranlasst sah, dass "der innere Zustand der SPD" dem entspricht, "was die Bundesärztekammer unter 'hirntot' versteht"[15]. Es wird genau zu beobachten sein, wie sich die Partei mit dem neuen Vorsitzenden Sigmar Gabriel und seinen flamboyant vorgetragenen Zeichen des Aufbruchs in den nächsten Jahren entwickeln wird, zumal in der SPD seit der Ära Kohl permanent von Erneuerung geredet wird. Aber ggf. eröffnet sich für die Piratenpartei in der Zukunft ja wirklich ein möglicher Koalitionspartner, denn soviel steht allemal fest, mit der jetzigen SPD "ist kein Staat zu machen".

Die Initialzündung für die Grünen erfolgte 1968. Die Partei motiviert sich im Kern aus der internationalen Friedensbewegung, Kernkraftgegnern, weiteren umweltpolitischen Ansprüchen und genderpolitischen Fragen. Die Spannung zwischen realpolitischer Machbarkeit und ideologischen Ansprüchen dominierte die Partei, solange sie in der außerparlamentarischen und parlamentarischen Opposition war. Mittlerweile ist auch sie in der realen Politik angekommen. Ein äußeres Zeichen findet sich darin, dass auf Parteitagen kaum noch diskutiert wird. Der Prozess der politischen Willensbildung hat auch bei den Grünen eine Verkürzung erfahren, die man schwerlich als gesund bezeichnen kann.

Zurück zur Frage nach der Piratenpartei. Zu einer sinnhaften Beantwortung ist es hilfreich, einmal einen Blick auf die ersten 12 Kandidaten der Landesliste für die Landtagswahl 2010 in NRW zu werfen. Sie setzen sich zusammen aus zwei Anwälten, einem evangelischen Pfarrer, einem Polizisten, einer Psychologin, einer Industriekauffrau, einem Berufsfeuerwehrmann, drei IT-Fachkräften, einem Studenten der Biowissenschaften und einem Ingenieur, also Personen mitten aus dem Leben, die zunächst und scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Allen Kandidaten sowie den meisten Parteimitgliedern ist jedoch gemeinsam, dass sie das Internet als Kulturtechnik begreifen und nutzen. Die Charakterisierung als bloße Nerds dürfte sich damit erledigt haben.

Insbesondere von Links ist die Partei permanenten Angriffen ausgesetzt, die eine politische Einordung ins Links-Rechts-Schema und eine klare Absage an die extreme Rechte einfordern. Zum Anlass genommen wird die Tatsache, dass sich vereinzelt Personen mit Rechtsaußen-Hintergrund in die Partei verlaufen haben. Dies ist jedoch ein allgemeines Phänomen, dass in allen sich neu (er-)findenden Bewegungen auftaucht, bzw. auftauchte, so auch zu Beginn bei den Grünen.

Bei näherer Betrachtung offenbart sich jedoch die ganze Lächerlichkeit dieses linken Unterfangens, das sich am besten so darstellen läßt: Du, ich – als Partei - habe da ein Schema und Du ordnest Dich – als Partei - jetzt mal darin ein! Bereits in den Neunzigern sprach der französische Kulturwissenschaftler und Medientheoretiker Jacques Attali im Zusammenhang mit dem Internet von einer multidimensionalen Demokratie [16], die das klassische links-rechts-Schema des alten deutschen Reichstages als nicht mehr zeitgemäß demaskiert und ad Absurdum führt. Konsequenterweise gehen die Piraten als Partei auch nicht auf die linke Forderung ein, jedoch bietet ihr Wiki für die Parteimitglieder den Service, sich in ein zumindest zweidimensionales Schema einzuordnen, das unter www.politicalcompass.org die Möglichkeit bietet, einen Fragenkatalog zu beantworten, auf dessen Basis dann eine Grafik erstellt wird. Weitaus die meisten Piraten, die diesen Fragekatalog beantwortet haben, sind hier auf der horizontalen Achse leftside – rightside und auf der vertikalen Achse authoritarian – libertarian im linken unteren Quadranten unter libertarian – leftside eingeordnet. Diese konsequent individuelle auf Freiwilligkeit basierende Einordnungsmöglichkeit wird jedoch von den linken Angreifern beharrlich ignoriert. Die Frage nach dem Warum führt schnell in den Bereich der versuchten populistischen politischen Stigmatisierung und in die Angst vor einer neuen politischen Kraft, die potentiell linke Wählerstimmen abzieht. Mit ihrem Beharren auf Einordung in das links-rechts-Schema disqualifiziert sich die Linke angesichts der zunehmenden Mehrdimensionalität demokratischer Überzeugungen selbst als nicht zukunftsfähig.

Dabei ist die Beantwortung der Frage nach der Einstellung zu Rechtsaußen sehr schnell zu beantworten. Das extrem rechte und im Kern faschistoide Bestreben autoritär zu bestimmen, was andere zu denken und zu tun haben, läuft jeder Struktur der offenen Netzkommunikation zuwider. Dabei ist es nur zu wahr, dass die äußerste Rechte auch das Internet nutzt, um sich zu organisieren, aber eben als bloßes technisches Instrument und nicht als Kulturtechnik. Diese kann die Rechte gar nicht begreifen.

Das Gegenargument zur linken Argumentation muss also nicht zwingend und explizit benannt werden, es ergibt sich aus den Kommunikationsstrukturen der Piratenbewegung quasi von selbst. Nun, wer blöd sterben will, den sollte man nicht daran hindern.

Gleichwohl bleibt die Frage offen, wie die piratische Multidimensionalität der demokratischen Überzeugungen in politische Operativität überführt werden kann. Eine bloße Politik des Minimalkonsenses bleibt eindimensional. Hier sei noch einmal auf den Exkurs verwiesen.

 

Unterwegs zum Vollprogramm?

Innerhalb der Piratenpartei scheint man sich einig zu sein, dass ein Vollprogramm nicht bloß als Selbstzweck aus dem Boden gestampft werden sollte, gleichwohl ergibt sich im Hinblick auf die nächste anstehende Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen die Notwendigkeit, das bislang zur vergangenen Bundestagswahl erstellte Parteiprogramm zügig und dezidiert weiterzuentwickeln und um landespolitische Aspekte zu ergänzen.

Die nach Ansicht des Verfassers vielversprechendste Strategie besteht darin, sich zunächst auf Punkte zu beschränken, die sich aus den Strukturambitionen der Partei, den basisdemokratischen Ansprüchen und den Aspekten zum Bürgerrecht herleiten lassen. Speziell die Netzwerkmetapher zeigt sich hier als recht ergiebig.

Netzwerke, in ihrer allgemeinsten Form begriffen, sind in ihrer Operativität generell wesentlich stabiler und reißfester als strikt hierarchisch organisierte Strukturen. Prozessnetzwerke einer bestimmten Klasse, die wir aus Biologie und Ökologie kennen, sind sogar in der Lage, sich nach Beschädigungen selbst zu reparieren, eine Fähigkeit, die unseren Kapital- und Finanzmärkten ganz offensichtlich abgeht. Die vielbeschworenen Selbstheilungskräfte des freien Marktes sind und bleiben ein frommer Wunschtraum der Neocons, Utopie und Heilsversprechen im besten Sinne des Wortes. Der Informatiker Edsger W. Dijkstra geht sogar noch weiter, wenn er im akademischen Kontext die Frage stellt, ob die "Wirtschaftswissenschaften" den Namen "Wissenschaft" überhaupt verdienen und ob sie als solche auf den Campus einer Universtät gehören: "It is not amazing that people wonder whether the School of Business Administration belongs on campus at all."[17]

Es ergibt sich jedoch die Frage, ob Märkte mit Netzwerk- und Rückkopplungselementen prinzipiell konzipierbar und funktionsfähig sind. Wer hier sofort die alteingefahrenen Bahnen des Staatsdirigismus wittert, bleibt in überkommenen Denkstrukturen verhaftet. Eine mögliche selbstgestellte Aufgabe der Piraten könnte darin bestehen, nach solchen Konzepten zumindest zu fragen und ggf. entsprechende Projekte zu fordern. Speziell der jetzige Markt der Anleihen und Derivate ist spätestens seit der Finanzkrise als ein System offener Kettenbriefe demaskiert.  Jeder Informatiker und jeder Regelungstechniker weiß, dass ein solches System mit fehlenden Rückkopplungen im kybernetischen Sinne "offen und instabil" und damit im dialektischen Sinn "nicht kontrollierbar" ist [18]. Politisch kompetentes und verantwortliches Handeln muss die fehlenden Rückkopplungen in den Blick nehmen. In diesem Zusammenhang ist es vielleicht eine Randbemerkung wert, dass 44,6% der Mitarbeiter der Dresdner Bank bei einer internen Umfage vor der Bundestagswahl erklärten, die Piratenpartei wählen zu wollen.[19] Wer seine Hand am Puls der Finanzdatenströme hat, besitzt naturgemäß ein anderes Problembewusstsein sowohl in punkto Datensicherheit als auch im Finanzmanagement als der vielbemühte Otto-Normalverbraucher. 

Ein anderer Bereich, in dem der Netzwerkgedanke im Grunde ganz offensichtlich liegt, ist die Energiewirtschaft. Zur Zeit haben wir auf der einen de facto ein Strommonopol der großen Energieversorger, auf der anderen einen fast schon totsubventionierten Bereich alternativer und dezentraler Energieumwandlung. Dies in eine Balance zu bringen, muss eine der zentralen Aufgaben zukunftsfähiger Energiepolitik sein.

Die Zukunft der Republik – und im weiteren Sinn die Zukunft aller westlichen Nationen, im Grunde aller Nationen – wird in der Bildungspolitik gewonnen – oder verloren. Hierüber scheinen sich auch alle einig zu sein. Jedoch ist dann die Frage zu stellen, warum man insbesondere in Deutschland in den etablierten Parteien die Beantwortung wichtiger Fragen zu Organisation, Ausrichtung und „Freiheit“ der Hochschulen einer lobbygetriebenen Stiftung wie der Bertelsmann-Stiftung überlässt, die u.a. optiert auf eine Anpassung der Studiengänge in Struktur und Inhalt an aktuelle Bedarfe. Das ist alles andere als zukunftsfähig!

Der Netzwerkgedanke setzt vor allem auf eine optimierte Autonomie der Knoten im Netz. Nahezu die gesamte aktuelle Hochschulpolitik läuft dem zuwider. Hier ist es unverdächtig, noch einmal den Informatiker Dijkstra zu zitieren, der in deutlichen Worten sagt [20] (übers. J. Paul):

"Eine Universität, die sich verhüllt oder betrügt, kann ihre Türen schließen. Die essentielle Rolle von Offenheit (Openness) ist etwas, an das man sich erinnern sollte, wenn es um akademisch-industrielle Kooperationen geht, und an das man sich ebenfalls erinnern sollte, wann immer eine Regierung Gründe der nationalen Sicherheit oder des Wohlstands erfindet für die Verhinderung freier Publikation der Resultate akademischer Forschung. Universitäten sind nicht Teil der nationalen Sicherheitsorganisation, sie sind nicht nationale Forschungslabore, sie sind vielmehr nationale Universitäten. En passant möchte ich erwähnen, dass in einem etwas anderen Sinn Offenheit (Openness) eine Vorbedingung ist für akademisches Überleben."

Dies stellt die piratische Forderung nach Open Access, dem freien Zugang zu Forschungsergebnissen für jeden Bürger in einen erweiterten Kontext. Darüber hinaus kann wer will in den Worten Dijkstras die alte Idee der Humboldt'schen Universitas wiederfinden.

Und was für die Universitäten gilt, gilt heruntergebrochen ebenfalls für jede andere Bildungseinrichtung, insbesondere unser Schulsystem. Die Idee der selbständigen Schule ist ja nun wirklich nicht neu, jedoch hapert es an allen Ecken und Enden bei der Umsetzung.

Die frühneuzeitliche Idee der Schule des Johann Amos Comenius kann als abgeschlossener Raum zum Draußenhalten von Welt begriffen werden. Sie läßt sich abbilden auf den generellen Kulturraum, in dem der Nachwuchs im Sinne von schole, Muße, aufwachsen kann. Wie sähe ein zeitgemäßes mögliches Modell einer "Bildungsstation" für Jugendliche aus? Ist es immer noch notwendig, Welt draußen zu halten? Mit Sicherheit nicht. Jedoch stellen sich heute Schulen vielfach dar als Inseln, in denen unsere Kinder auf ein Leben außerhalb der Insel vorbereitet werden. Das Paradoxe ist, diejenigen, die unsere Kinder darauf vorbereiten, sind selbst Bewohner der Insel. Schulen - als Lebenslabore, als Orte der Kreativität, des Lernens und des Spiels, müssen sich öffnen, um Knoten im Netz werden zu können. Hierzu ist es notwendig, Lehrkräfte aus der Schule zu holen und Leute außerhalb der Schule in sie hineinzubringen. Dies kann beginnen mit einer effizienten Organisation der berufsbegleitenden Lehrerfortbildung, in die auch außerschulische Fortbildner integriert werden. Bis dato ist Lehrerfortbildung eine fast reine Inzucht-Veranstaltung. Öffnung von Schule meint ausdrücklich nicht, dass nun vermehrt Neocon-Marktwirtschaftsapologeten in die Schule einfallen sollen, um ihre Bedarfe zu predigen, vielmehr ist eine Präsenz aller gesellschaftlich relevanten Bereiche in Schule notwendig. Ein Grund mehr, dies keinesfalls der Bertelsmann-Stiftung oder ähnlichen Lobbycons zu überlassen. Für die sollte gelten: Hände weg von unseren Kindern!      

Generell läßt sich festhalten, dass es neben den etablierten Parteien für die Piratenpartei genügend politischen Spielraum gibt, um sich selbst ein eigenes wohlunterscheidbares Profil zu geben. Neue Bewegungen haben den Reiz und die Möglichkeit, basisdemokratisches Gedankengut einzubringen und nun - basierend auf den neuen Kulturtechniken - auch ein Stück weit umzusetzen. Wir werden sehen, was daraus wird. 

Als innere wie äußere Konsequenz des hier Gesagten ist der - bislang überzeugt parteilose - Verfasser dieses Textes am 03.11.2009 der Piratenpartei beigetreten. Ahoi!

 



Exkurs – Forschungen und Prototypen
zu Entscheidung und Willensbildung in Gruppen

Für diesen Exkurs vorausgeschickt werden muss, dass hier bewusst keine Unterschiede zwischen Denk- und Kommunikationswerkzeugen auf der einen und Handlungs-werkzeugen auf der anderen Seite getroffen werden. Es soll auch gar nicht verborgen werden, dass die Grundmotivation für das Weglassen dieser Trennung aus neueren philosophischen Betrachtungen hervorgeht, die Denken und Handeln, Erkennen und Wollen als eine im Prinzip unauflösliche Einheit begreift. [21] Dort heißt es: Wille und Vernunft sind Ausdruck ein und derselben Tätigkeit des Geistes, jedoch von zwei verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtet. Mit anderen Worten: Vernunft und Wille oder einerseits theoretische Reflexion und andererseits kontingente Entscheidung sind nur reziproke Manifestationen ein und derselben ontologischen Konfiguration, die durch die Tatsache erzeugt werden, dass ein lebendes System sich durch dauernd wechselnde Einstellungen auf seine Umgebung bezieht. Es gibt keinen Gedanken, der nicht stetig vom Willen zum Denken getragen wird, und es gibt keinen Willensakt ohne theoretische Vorstellung von etwas, das dem Willen als Motivation dient."

Die folgenden drei Beispiele sind nicht die einzigen existierenden und erheben daher keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.

A) Bavelas’ Untersuchungen zu Kommunikationsmustern und Strukturen

Bereits 1938 wiesen Kurt Lewin und Ronald Lippitt in ihren Experimenten mit Kindern über Führungsstile und Gruppenatmosphäre klar nach, dass demokratisch organisierte Gruppen, in denen alle an Entscheidungsprozessen beteiligt sind, gegenüber autokratisch organisierten qualitativ bessere Arbeitsergebnisse produzieren, wohingegen autokratische Gruppen quantitativ bessere Ergebnisse (mehr produzierte Gegenstände) erzielen. Hinzu kommt eine weitaus grössere Zufriedenheit der Gruppenmitglieder in den demokratisch organisierten Gruppen (Lewin, 1953) [22].

Der Psychologe Alex Bavelas führte 1951 Versuchsreihen mit Studenten zu der Fragestellung durch, wie die Interaktionsstruktur einer Gruppe ihre Fähigkeit beeinflusst, eine gestellte Aufgabe kommunikativ zu lösen. Er nahm dazu direkten Einfluss auf die Strukturen der Kommunikationskanäle (Bavelas 1951, Bavelas 1952)[23,24]. Es wurden Gruppen aus jeweils fünf Mitgliedern gebildet, diese konnten innerhalb der Gruppe durch Sichtblenden voneinander geschützt lediglich schriftliche Botschaften austauschen über ein System von Röhren, durch das die Kommunikationsstruktur vorgegeben wurde.

Abb. 1: Kommunikationsstrukturen in den Versuchsreihen von Bavelas und Leavitt

 

In den Versuchen von Bavelas wurden die Strukturen Ring (a), Kette (b) und Stern (c) realisiert, in weiteren Experimenten von Harold Leavitt wurde auch die "all-channel-Kommunikation" (d) zugelassen (Leavitt, 1951)[25]. Bei Kette (b) und Stern (c) handelt es sich um hierarchische Strukturen, (a) und (d) hingegen sind nicht-hierarchisch und demokratische Gruppen im Sinne Lewins.

Es soll hier – im Hinblick auf eine disziplinübergreifende begriffliche Geschlossenheit – zur dezidierten Beschreibung dieser nicht-hierarchischen Strukturen der Begriff der Heterarchie (Heterarchie, heterarchisch, Nebenordnung, nebengeordnet) vorschlagen werden, der vom Vater der Kybernetik, Warren McCulloch bereits 1945 in einem Aufsatz zu den Topologien neuronaler Netze in die Wissenschaft eingeführt wurde (McCulloch, 1970) [26].

Als Problemstellung benutzte Bavelas eine normierte Fragestellung; aus einem Satz von sechs Symbolen wurden je 5 auf insgesamt 6 Spielkarten abgebildet, so dass auf jeder Spielkarte genau ein Symbol der 6 fehlt. Entfernt man eine der Spielkarten aus einem Kartensatz, dann verbleiben 5, die jeweils nur ein einziges Symbol gemeinsam haben. Jedes der Gruppenmitglieder erhielt eine dieser Karten, die Aufgabe für die Gruppe bestand darin, herauszufinden, welches Symbol allen Karten gemeinsam ist. Die Experimente zeigten folgende Ergebnisse, die durch Wiederholungen bestätigt werden konnten (Guetzkow, Simon, 1996; Rapoport, 1986)[27,28]: Die Gruppen mit der hierarchischen Struktur des Sterns (c) erledigten ihre Aufgabe am schnellsten, gefolgt von den heterarchischen Strukturen all-channel (d) und Ring (a), der Stern (c) arbeitete im Mittel fast doppelt so schnell wie der Ring (a). Befragt man die Versuchsteilnehmer jedoch nach ihrer Zufriedenheit, so stellt sich heraus, dass diese bei den heterarchischen Strukturen (a) und (d) am größten ist. Besonders interessant ist das Verhalten der Gruppenstrukturen bei Störungen. Es gibt hierbei zwei Möglichkeiten der Störung, erstens die Erschwerung der Aufgabenstellung – die Symbole sind wesentlich komplizierter und nur schwer voneinander zu unterscheiden – und zweitens die direkte Störung eines Kommunikationskanals. Die heterarchischen Gruppen arbeiten in beiden Fällen noch etwas langsamer, kommen jedoch immer noch zu richtigen Lösungen und zeigen nunmehr eine etwas geringere Zufriedenheit.

Bemerkenswert ist, dass die Störungen selbst als Quelle für Kreativität genutzt werden dadurch, dass die neuen Symbole mit dem Ziel der Unterscheidbarkeit z.B. mit Phantasienamen belegt werden. Demgegenüber zeigt sich bei den hierarchisch organisierten Gruppen ein "dramatischer Wandel", denn "In Abhängigkeit vom Grad der Fremdartigkeit der Symbole zerfallen die Gruppen früher oder später. Versuchsteilnehmer verlassen erbost ihre Zellen, die "Idioten" vermehren sich, und die Verantwortung wird vom einen auf den anderen geschoben. Sieht man sich danach die Aufzeichnungen der Kommunikationsvorgänge an, dann stellt man fest, dass die sternförmig also hierarchisch miteinander verknüpften Versuchspersonen rasch aufhören, über Symbole zu sprechen, und anfangen, einander mit Schimpfworten zu belegen." (v. Foerster 1993)[29]. Heinz von Foerster interpretiert die Versuche Bavelas’ und seiner Nachfolger wie folgt. "Eines der Ergebnisse [.....] liegt darin, dass Interaktionsstrukturen Kommunikation erleichtern oder behindern können. Es scheint, dass zirkuläre, rekursive (Anm.: "heterarchische") Interaktionsmuster Störungen gegenüber hoch stabil bleiben. Wichtig hierbei ist jedoch, dass diese Stabilität sich nicht aus Aktionen gegen die störenden Kräfte ergibt, sondern dadurch, dass man eben diese als Quellen der Kreativität nutzt."

Geht man nun davon aus, dass vom Standpunkt eines "Ist" aus gesehen die Integration neuer Informationsgehalte sich immer wie eine "Störung" verhält, dann ergibt sich, dass für kooperative Kommunikationsprozesse im Sinne einer gemeinsamen Konstruktion, i.e. Ko-Konstruktion von Wissen heterarchische Kommunikationsstrukturen von Vorteil sind, da sie über Kommunikation die Störung, bzw. "das Neue" in das aktuelle Repertoire integrieren. Bavelas und von Foerster sprechen in Bezug auf die Leistungen der heterarchischen Gruppen beide von "Sprachentwicklung" als Gruppenprozess. Es geht also auch nicht mehr und nicht weniger um die immanente Schaffung einer an das zu lösende Problem angepassten Gruppensprache, und dies jenseits der Rolle der Sprache in klassischen politischen Strukturen, als Kommandosystem, Machtinstrument und Herrschaftswissen!

B) Das chilenische Projekt Cybersyn

Ein weiteres Beispiel stellt das von Stafford Beer entwickelte System Cybersyn dar. Das Cybersyn-Projekt war während der Regierung Salvador Allendes (1970–1973) ein chilenischer Versuch, die Zentralverwaltungswirtschaft in Echtzeit durch Computer zu kontrollieren. Im wesentlichen war es ein Fernschreiber-Netzwerk, das Fabriken mit einem zentralen Computer in Santiago verband. Dieser kontrollierte sie nach den Prinzipien des Konnektionismus. Es gab vier Steuerungsebenen (Firma, Zweig, Sektor, Total), basierend auf Stafford Beers Konzept der Algedonischen Schleife.[30] Wenn eine niedrigere Steuerungsebene das Problem nicht in einer definierten Zeit lösen konnte, wurde die nächsthöhere Ebene benachrichtigt. Im Rahmen des Militärputsches wurde das System durch Pinochets Putschisten zerstört, da es ihnen als zu offen und politisch suspekt vorkam. Zweifellos riecht Cybersyn nach marxistischer Planwirtschaft, das soll hier nicht verschwiegen werden. Allerdings werden auch in jeder anders gearteten Marktwirtschaft Systeme zur Kontrolle und Steuerung von Waren- und Produktionsflüssen benötigt. Das System als solches ist zunächst ideologiefrei, es bezieht lediglich mehrere Entscheidungsebenen in die Entscheidungs- und Steuerprozesse mit ein. Die Kernidee Beers betraf also die Vermaschung mehrerer Regelkreissysteme. Das dabei die homoöstatischen Modelle aus der modernen Biologie Pate gestanden haben, ist offensichtlich.

C) Syntegrity

Basierend auf den Erfahrungen mit Cybersyn entwickelte Beer später ein Syntegrity, dt. Syntegration genannntes Verfahren zur Entscheidungs- und Willensbildung, das in seiner Struktur die Effektivität kleiner Gruppen mit der größerer so verbindet, dass in wenigen Tagen Ergebnisse produziert werden, die umfassender und besser sind, als die bloße Summe der Fachkompetenzen aller Kommunikationsteilnehmer.[31] Syntegration stellt dabei eine Zusammenziehung der Begriffe Synergie und Integration dar.

In großen Kommunikationsgruppen besteht das Problem, dass wenn die Anzahl der Teilnehmer N beträgt und eine Message im System eine Teilmenge von N betrifft, die Anzahl der möglichen Verhaltensweisen der Gruppe Ashby’s Gesetz der erforderlichen Varietät (Law of requisite variety)[32] folgend näherungsweise eN! beträgt. Bei nur 10 Teilnehmern ergibt sich für die Zahl der möglichen Arrangements etwa 10 Millionen! [33].

Inspiriert durch ein Motto des Architekten Buckminster Fuller "Don’t fight the forces – use them!" entwickelte Beer ein Strukturmuster für eine Problemlösungsgruppe, dass an die geometrische Figur des Ikosaeders angelehnt ist. Dieser regelmäßige Vielflächner besitzt 12 Ecken und dreißig Kanten und ist damit aus 20 gleichseitigen Dreiecken zusammengesetzt.

Die Kanten des Ikosaeders stehen in diesem Fall für die an einer Problemlösung beteiligten 30 "Experten". Laut Beer kann ein 30-köpfiges Team eine komplexe Problemstellung aus allen notwendigen Aspekten beleuchten.

Zu Beginn des Gruppenprozesses legt das 30-köpfige Team 12 für die Ausgangsfragestellung relevante Themen fest. Diese entsprechen den Ecken des Ikosaeders. Jede Kante verbindet zwei Ecken, also Themen, und jede Ecke ist an fünf Kanten angeschlossen.

Zwei der 12 Themengruppen treffen sich für einen vorab bestimmten Zeitraum – üblicherweise 60 Minuten - zeitgleich in getrennten Räumen und bearbeiten ihr Thema. Jedem Gruppenmeeting werden 5 Kritiker genannte Personen zugeordnet, die den Prozess beobachten und innerhalb des Meetings zeitlich eng begrenzt inhaltliche und strukturelle Kritik anbringen dürfen. Die restlichen der 30 Teilnehmer werden auf die beiden Gruppen verteilt und fungieren als bloße Beobachter, die sich während des Gruppenprozesses nicht äußern dürfen. Das ganze wird innerhalb eines Tages 6mal wiederholt, so dass jedes der 12 Themen zur Behandlung kommt. Jede 5er-Gruppe trifft sich während des gesamten Verfahrens insgesamt 3mal in der gleichen Zusammensetzung.

Hierdurch entsteht ein enorm hoher Wissensfluss zwischen den Teilnehmern, so dass nach Beendigung des Prozesses nahezu alles über die Problemstellung vorher vorhandene Wissen über die 30 Köpfe verteilt ist. Nebenbei werden soziale Kompetenzen wie der Umgang mit Kritik und das aktive Zuhören erlernt und geübt.

Auf den ersten Blick mutet das Verfahren wie eine weitere Spielart irgendeiner Großgruppen-Intervention an, mit dem Ziel, die Teilnehmer zu motivieren und zu hysterisieren. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. In einer Syntegration wird nichts dem Zufall überlassen. Es handelt sich um einen – zudem exakt dokumentierbaren – Prozess. Nach Wissen des Verfassers wurde so etwas in der Politik bislang noch nicht versucht. Eine Unterwerfung unter solche Verfahren erfordert dort allerdings Freiwilligkeit. In der Privatwirtschaft, wo dies an einigen Orten getreu den Ideen Beers praktiziert wird, kann eine solcher Prozess für die Arbeitnehmer zur Pflichtveranstaltung deklariert werden.

Wäre das einen Versuch wert?



Fußnoten:

[1] Bartels, Henning; Die Piratenpartei, Norderstedt 2009 zurück zum Text
[2] Paul, Joachim; Regeln, die öffentliche Sache, Verantwortung und das Internet, erstveröffentlicht im Medienbrief, Periodikum des Medienzentrum Rheinland, Düsseldorf, Ausgabe 1/2001, ISSN 1615 – 7257
http://www.vordenker.de/internet/internet.htmzurück zum Text

[3] Rickard Falkvinge: "Um die heutige Situation im Lichte der Geschichte zu verstehen, müssen wir 400 Jahre zurück gehen, in die Zeit, als die Kirche das Kultur- und Wissensmonopol innehatte. Was die Kirche sagte, hatte zu geschehen. Es war eine Pyramiden-Kommunikation. An der Spitze gab es eine dominierende Person, die zu denen, die weiter unten in der Pyramide waren, sprach… Damals war es den Bürgern unter keinen Umständen erlaubt, selbst Informationen zu verbreiten…

Dann kam der Buchdruck. Plötzlich gab es nicht mehr eine Wissensquelle, es gab mehrere. Die Bürger - die angefangen hatten lesen zu lernen - konnten plötzlich von nicht sanktioniertem Wissen profitieren. Die Kirche war wütend. Die königlichen Familien waren wütend. Die britische Königsfamilie ging sogar so weit, dass sie ein Gesetz erließ, das besagte, dass nur solche Drucker, die die Erlaubnis der Königsfamilie besaßen, das Wissen der Bürger mehren durften. Dieses Gesetz wurde "Copyright" genannt… Es ging also bereits damals um die Kontrolle von Kultur und Wissen, denn wer diese Dinge beherrschte, beherrschte die Welt.

…Das Internet gehorcht diesem Modell nicht mehr. Heute laden wir nicht mehr einfach Kultur und Wissen von einer zentralen Stelle herunter. Wir laden gleichzeitig hoch, zu anderen. Wir verteilen Dateien. Wissen und Kultur haben ihren zentralen Kontrollpunkt verloren.… File-Sharing begründet das gleichzeitige Hoch- und Herunterladen von jeder verbundenen Person ohne jede zentrale Kontrolle. Die Kultur fließt zwischen Millionen verschiedener Menschen - zur selben Zeit. Das ist etwas komplett Neues in der Geschichte der menschlichen Kommunikation."zurück zum Text 

[4] siehe hierzu auch Quelle 2zurück zum Text

[5] Vorsicht, Opposition!, DIE ZEIT, 27.08.2009 Nr. 36 - 27. August 2009 http://www.zeit.de/2009/36/DOS-Die-Apolitischen zurück zum Text

[6] Der Westen, 29.09.2009 zurück zum Text
[7] Welt Online, 01.10.2009 zurück zum Text

[8] Tapscott, Don; Net Kids; Gabler, Wiesbaden 1998 zurück zum Text

[9] McLuhan zufolge wurde durch die Philosophie bislang jede Technologie aus der Behandlung von Materie-Form-Problemen ausgeklammert, d.h., es wurde die klassische Metaphysik vorausgesetzt, in der der Geist unabhängig von Materiellem existiert und über das Sein reflektiert. Hierin liegt der tiefere Grund, warum auch keine nennenswerte Theorie des durch den technologischen Wandel verursachten psychischen Wandels entwickelt wurde. Siehe hierzu McLuhan, Marshall: Die Gutenberg-Galaxis – Das Ende des Buchzeitalters, München 1995, und McLuhan, Marshall: Understanding Media: The Extensions of Man. New York 1964.zurück zum Text

[10] Michal, Wolfgang; Die Piraten – Aufstand der technischen Intelligenz?zurück zum Text

[11] Schirrmacher, Frank, Aufstieg der Nerds - Die Revolution der Piraten, FAZ.NET 22.09.2009zurück zum Text

[12] Programm der Piratenparteizurück zum Text

[13] Münteferings Abschiedsrede, "Lasst die Flügelei", Stern 13. Nov. 2009 zurück zum Text

[14] Flusser, Vilém; Die Informationsgesellschaft, Phantom oder Realität?, Vortrag auf der CulTec in Essen 1991, Audio-CD, Suppose Verlag, Köln 1999 zurück zum Text

[15] Burger, Reiner; Wir hüten den Gral der SPD, FAZ.NET, 16. Nov. 2009 zurück zum Text

[16] Attali, Jacques; Interview im Arte-Themenabend Internet, Straßburg 1996 zurück zum Text

[17] Dijkstra, Edsger W.; The strengths of the academic enterprise zurück zum Text

[18] von Foerster, Heinz; Kompetenz und Verantwortung; Grundsatzreferat zur Herbsttagung der American Society for Cybernetics 1971; in: KybernEthik, Merve Verlag, Berlin 1993, S.161ff zurück zum Text

[19] pressetext.de: Dresdner Bank: 44,6% der Mitarbeiter wählen die PIRATEN zurück zum Text

[20] ebd. Dijkstra, Edsger W.; The strengths of the academic enterprise zurück zum Text

Flusser, Vilém; Kommunikologie, Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 1998, S.16ff.zurück zum Text 
[21] Günther, Gotthard; Erkennen und Wollen – Cognition and Volition, deutsche Übersetzung d. gekürzten Fassung, in: Türk, K. (Hrsg.), Handlungssysteme, Opladen 1978, p. 162-174, (vollständige Fassung in "Das Bewusstsein der Maschinen", AGIS Verlag, Baden Baden, 3. Auflage, 2002) zurück zum Text

[22] Lewin, Kurt; Experimente über den sozialen Raum. 1953, in: Lewin, Kurt; Die Lösung sozialer Konflikte. Ausgewählte Abhandlungen über Gruppendynamik. Bad Nauheim (Christian), 1953, S. 112-127 zurück zum Text

[23] Bavelas, Alex; Communication Patterns in Task Oriented Groups, in: The Policy Sciences, eds.: Daniel Lerner & Harold D. Lasswell, Stanford University Press, 1951, p.193-202. zurück zum Text

[24] Bavelas, Alex; Communication Patterns in Problem-Solving Groups, in: Cybernetics, ed.: Heinz von Foerster, Josiah Macy Jr. Foundation, New York 1952zurück zum Text

[25] Leavitt, Harold J.; Some Effects of Certain Communication Partners on Group Performance, Journal of Abnormal and Social Psychology, 46, p. 38-50, 1951zurück zum Text

[26] McCulloch, W.S.; A Heterarchy of Values Determined by the Topology of Nervous Nets, Bull. Math. Biophys., 7, 1945, p. 89-93, Abdruck in: Embodiments of Mind, Warren St. McCulloch, MIT Press, Cambridge Mass., 1970 zurück zum Text

[27] Guetzkow, Harold; Simon, Herbert A.; The Impact of Certain Communication Nets upon Organization and Performance in Task-Oriented Groups, in: Some Theories of Organization, eds.: Albrecht H. Rubenstein, Chadwick J. Haberstroh, Illinois 1996, p. 425-443, reproduced from Management Science, Vol. 1, No. 3 and 4, April-July 1955zurück zum Text

[28] Rapoport, Anatol; General System Theory, Abacus Press, 1986, p.153-156 zurück zum Text

[29] Foerster, Heinz von; Prinzipien der Selbstorganisation im sozialen und betriebswirtschaftlichen Bereich. 1984, in: Wissen und Gewissen. Versuch einer Brücke; S.J. Schmidt (Hrsg.), Frankfurt a.M., 1993, S.233-268, S. 262ff.zurück zum Text

[30] Beer, Stafford; Fanfare for Effective Freedom, Cybernetic Praxis in Government, The Third Richard Goodman Memorial Lecture, Delivered at Brighton Polytechnic, Moulsecoomb, Brighton, On Wednesday 14th February 1973zurück zum Text

[31] Beer, Stafford: Beyond Dispute. The Invention of Team Syntegrity, Chichester: Wiley, 1994zurück zum Text

[32] Das Gesetz besagt, dass ein System, welches ein anderes steuert, desto mehr Störungen in dem Steuerungsprozess ausgleichen kann, je größer seine Handlungsvarietät ist. Eine andere Formulierung lautet: Je größer die Varietät eines Systems ist, desto mehr kann es die Varietät seiner Umwelt durch Steuerung vermindern. http://de.wikipedia.org/wiki/Ashbys_Gesetzzurück zum Text

[33] Beer, Stafford: Origins of Team Syntegrityzurück zum Text